von Aleksandr Voinov
Klappentext:
Einige Probleme kann man nicht mit Magie lösen – aber andere schon.
Von einer Gemeinschaft schwulenfeindlicher Heiden verstoßen, ist Lars Kendall jetzt allein auf dem Asatru-Pfad unterwegs und dient treu den nordischen Göttern. Aber allein sein ist auf Dauer auch nichts für ihn. Als er endlich eine gemischte Gruppe anderer queerer Hexen und Heiden trifft, ist es, als hätte er eine neue Familie gefunden – aber eine, mit der man gemeinsam vergangene Leben erforscht und Zauber wirkt.
Rhys Turner hat seinen stressigen Job bei der Bank gekündigt, nachdem sein genauso stressiger Partner ihre sechsjährige Beziehung beendet hat. Die teure Wohnung im Zentrum von London hat er verkauft und sich stattdessen ein heruntergekommenes Haus in einem Vorort angeschafft. Aber da kommt noch viel Arbeit auf ihn zu: einige der Wände müssen weg, der Garten ist ein Urwald – und was verbirgt sich unter dem scheußlichen Teppich?
Rhys ist gesundheitlich schwer angeschlagen, und sehnt sich nach nichts so sehr wie nach einem Neuanfang. Sich frisch zu verlieben steht da eigentlich nicht auf dem Plan; schon gar nicht in den Handwerker Lars, der mit seinen Tattoos und langen Haaren aussieht, als wäre er einem Wikinger-Epos entstiegen. Aber so stark und treu wie Lars ist, so hat er auch ein sehr sanftes Herz, und das ist es wohl, dem Rhys am wenigsten widerstehen kann.
Bild: © Buchsüchtig
Cover: © Tiferet Design
Meine Meinung:
Mich stieß der Begriff „Heide“ ab, der in diesem Buch verwendet wurde. Für mich sind Heiden Menschen, die an keinerlei göttliche Macht glauben. In diesem Buch glauben die Menschen aber an Götter und bezeichnen sich trotzdem als Heiden. Sehr merkwürdig und eine Tatsache, die bei mir einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Denn für mich werteten sie damit ihren Glauben herab.
Allerdings mochte ich Lars und das versöhnte mich dann wieder mit dem Buch. Und als ich mit ihm gemeinsam mit Lars Julian kennenlernen durfte, musste ich grinsen. Ein Charakter, der nur so vor Selbstbewusstsein strotzt, dabei aber eine unglaublich charmante Art an den Tag legt und mich somit schon nach wenigen Worten für sich einnahm. Ich mochte ihn einfach sofort und wurde neugierig auf alle anderen Mitglieder der Gruppe und deren Dynamik. Allesamt stellten sich als Menschen heraus, die einander nicht unbedingt gesucht, aber doch gefunden hatten, denn sie kamen aus unterschiedlichen Zirkeln, in denen sie nicht das Zuhause gefunden hatten, welches sie suchten. Erst miteinander ergab sich eine Gruppe, in der sich alle willkommen und angenommen fühlten und ich hatte den Eindruck, dass gerade durch diese Art des Zusammenfindens ihre Bindung zueinander stärker und beständiger wurde, wodurch eine ganz wundervolle Energie und Dynamik entstand.
Und auch in einem anderen Bereich seines Privatlebens scheint es für Lars sehr gut zu laufen, denn mit Rhys lernt er einen Menschen kennen, der ihn neugierig macht und dem er anfangs zumindest auf arbeitstechnischer Schiene weiterhelfen kann. Dass sich die beiden Männer dabei näher kennenlernten war für mich ein sehr netter Nebeneffekt und ich habe beiden gewünscht, dass sie alles so entwickelt, wie Lars es sich wünschte. Ihre Annäherung war sehr zaghaft und vorsichtig, was mir außerordentlich gut gefallen hat. Ich hasse es, wenn schon nach wenigen Seiten die Fronten geklärt sind und sich das restliche Buch nur noch mit stupidem Rumgeficke befasst. Das ist so lähmend langweilig… Bei Lars und Rhys gab ihr entspanntes Kennenlernen auch mir Zeit die beiden besser zu verstehen und ich musste mir nicht zusammenreimen, was sie denn an einander fanden. Mir waren beide sympathisch, aber ich hatte anfangs noch kein klares Bild von ihnen. Das änderte sich allerdings bald und Rhys habe ich in mein Herz geschlossen. Er ist intelligent, aufgeschlossen, anständig und einnehmend. Er fällt nicht mit der Tür ins Haus, aber es ist trotzdem vorsichtig und etwas zurückhaltend mit bestimmten Aspekten seines Lebens. Lars gegenüber ist er so offen wie es nur geht und er zeigt ihm sein Interesse auf sehr charmante und wundervolle Art. Sie greifen wie zwei Puzzleteile ineinander und ich habe ihre Energie geliebt.
Irgendwann offenbarten sich Rhys Problem und die Ausweglosigkeit der Situation wurde beinahe greifbar was aber auch dazu führte, dass sich zwischen den beiden Männern eine Beziehung entspann, die ich als absolut wundervoll, natürlich und unumgänglich angesehen habe. Sie mussten sich kennenlernen, anders wäre es gar nicht möglich gewesen.
Man trifft keinen Menschen in seinem Leben zufällig und jeder Mensch dem man begegnet, hat eine Aufgabe. Bei Lars und Rhys waren diese Aufgaben so dermaßen offensichtlich und deutlich, dass ich grinsen musste. Für mich war es absolutes Schicksal, dass diese beiden Menschen sich begegneten, mochten, Zeit miteinander verbrachten und zusammenwuchsen.
An Rhys hat mich fasziniert, dass er sich mit dem Tod vor Augen auf sich selbst besinnt, ohne in Selbstmitleid zu versinken. Er gibt der Liebe eine Chance, ohne Mitleid zu erbetteln und er ordnet sein Leben, ohne sich Illusionen bezüglich seiner Zukunft zu machen. Ich habe ihn als unendlich starken und geerdeten Menschen wahrgenommen, dem ich alles Glück gewünscht habe, das er nur bekommen kann. Ich habe so für ihn gehofft und mir gewünscht, dass er Heilung erfährt. Aber das war nicht ganz so einfach. Allerdings konnte er mit Lars an seiner Seite auch die schwersten Prüfungen bestehen und ich habe die vielen kleinen Zusammenhänge in diesem Buch geliebt, die Lars, Rhys, seine Krankheit, den Glauben, das Schicksal, das Universum und alle Menschen darin miteinander teilten. Dinge werden repariert und auch an anderer Stelle fügen sich dadurch die Teile zusammen. Neues wird geschaffen und hat damit Auswirkungen auf andere Bereiche, die sich damit auch neu ordnen und ihren Platz im großen Ganzen finden. Alles greift in einander und fügt sich. Mit jedem Schritt wuchs das große Ganze, wurde runder, deutlicher und stärker. Ich habe mich wahnsinnig wohl gefühlt in diesem Kosmos.
Was aber auch an Lars lag, denn dieser ist so unendlich positiv und sieht genau wo seine Aufgaben liegen und wie deren Erfüllung sich auf Rhys auswirkt. Ihm habe ich einfach alles zugetraut und war mir sicher, dass er für seine Pläne, Wünsche und Hoffnungen all die Kraft und den Willen findet, die er für deren Umsetzung braucht. Er weiß, dass alles miteinander verbunden ist und ist somit in der Lage auf tausend Wegen Gutes zu wirken und zu helfen. Ich war mir absolut sicher, dass er sein Ziel erreicht, denn so hartnäckig wie er an allen Fronten kämpfte, blieb ihm gar keine Wahl.
Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, sind die übermittelten und greifbaren Gefühle. Zu keinem Zeitpunkt wirkten sie auf mich aufgesetzt oder übertrieben, sondern vielmehr menschlich, nachvollziehbar und natürlich. Hier gibt es keine übereilten, hohlen Liebesschwüren bei denen einem schlecht wird, sondern einfach nur zwei Menschen, die einander sehr viel bedeuten, die sich achten und nur das Beste für den Anderen wollen. Selbst wenn das bedeutet, die eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Für mich ist das Liebe. Das Wohl der geliebten Person über die eigenen Wünsche zu stellen und alle Kraft und Energie darauf zu verwenden, den anderen so zu lieben, wie man es eben kann. Eine wichtige Botschaft, die in diesem Buch vermittelt und die ganz nebenbei eingeflochten wurde. Von mir also eine ganz klare Leseempfehlung. Ich liebe das Buch sehr und bin froh es entdeckt zu haben.
Erscheinungsdatum: © 27. Oktober 2017 bei 44 Racoons
Seitenzahl Taschenbuch: 296