Der Fuckepott – Teil 1

von Bettina Barkhoven

Klappentext:
Die Träume begraben, das Studium auf Eis – Marko macht nicht viel aus seinem Leben. Und dann ist da noch seine Freundin, die er eigentlich nicht mehr liebt und die er mit Männern betrügt. Seine Schuldgefühle unterdrückt er mit Drogen – Hauptsache, keiner merkt, wie es ihm geht. Eines Nachts begegnet er Jochen, der ihn mit seiner Offenheit und Liebenswürdigkeit mitreißt. Marko öffnet sich, will sein Leben ändern, doch nun treten Erinnerungen an Gewalterfahrungen, Verlust und Versagen zutage. Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen zunehmend. Auf dem Weg aus seinem Gedankenchaos braucht Marko Vertrauen in andere – und vor allem in sich selbst.

Ein Roman über das (Nicht-)Erwachsenwerden in den frühen Neunzigern.

Bild: © Buchsüchtig
Cover: © Jörg Wilmshoever, Bettina Barkhoven

Meine Meinung:
Marko tat mir anfangs leid, denn er hat nicht in den Arsch in der Hose, zu sich, seinen Gefühlen oder Entscheidungen zu stehen, und ich hätte ihn schütteln können! Er ist so uneins mit sich selbst, dass ich mich echt gefragt habe, wie er so alt werden konnte. Ständig läuft er davon und entzieht sich so Situationen, die ihm unangenehm sind, ohne diese zu lösen und damit die Probleme aus der Welt zu schaffen. Kleiner Tipp am Rande für dich, Marko, nur weil man wegläuft, verschwindet das Problem nicht. Und schon gar nicht, wenn man es in sich trägt. Ich habe mich gefragt, was ihm geschehen ist, und schwankte anfangs ständig zwischen Mitleid und Verständnislosigkeit, wobei das Mitleid überwog.

Ich war erleichtert, als er mit Penny zumindest ansatzweise zu sich stehen konnte. Und ich habe Pennys Geduld geliebt. Überhaupt habe ich Penny an sich geliebt. Er sieht alles locker und entspannt, wo Marko nur Probleme, Fallen und Hindernisse erkennt. Ich hatte den Eindruck, dass Penny vor allem im Moment lebt und Marko Planung und Struktur braucht, um sich nicht zu verlieren. Vielleicht war es aber auch nur seine Angst vor sich selbst. Diese überwand Marko selbst bei seinem Bruder nicht gänzlich, als er mit ihm über die neuesten Entwicklungen in seinem Leben spricht, und es schien ihm nicht sonderlich leicht zu fallen. Und auch Penny gegenüber öffnet er sich nur zögerlich, was ich aber zu diesem Zeitpunkt dann verstehen konnte. Allerdings machte das den Anfang ihrer Beziehung, und auch die darauffolgende Zeit, nicht gerade einfach. Und so wundervoll Penny auch ist, mit seinem verständnisvollen Wesen, seiner Zurückhaltung und überhaupt mit seiner Art, auf Marko zu reagieren, so sehr habe ich es bedauert, dass es ihm so schwer gemacht wurde. Er hörte zu und war dabei weder mitleidig herablassend noch gönnerhaft und das war auch so ein Punkt, den ich wahnsinnig an ihm liebe. Er will Antworten, aber nicht sofort und auch nicht um jeden Preis. Natürlich kam er aufgrund von Markos Verschlossenheit auch irgendwann an seine Grenzen, aber ich fand ihn gerade deshalb wundervoll, weil dieser Zug ihn noch menschlicher machte. Er ist einfach ein unendlich cooler Typ, den ich sofort in mein Herz geschlossen hatte. Und er ist ein guter Mensch, der nicht einfach aufgibt und alles hinschmeißt nur weil es schwierig wird.

Marko und Penny zusammen haben mir außerordentlich gut gefallen, denn sie taten sich gut und ich hatte den Eindruck, dass ihre Beziehung zueinander sehr natürlich und damit unvermeidbar ist. Vor allem habe ich es geliebt, dass nicht alles einfach und perfekt verlief und sie einen steinigen Weg zueinander gehen mussten, der sich nicht aufgrund ihrer Gefühle zueinander in Wohlgefallen auflöste.

Für mich ist Penny der Stärkere der Beiden gewesen, der Marko mit all seinen Problemen angenommen hat und nach Lösungen für diese suchte. Er lief nicht weg und ließ sich auch nicht einfach so vertreiben.

Vielmehr stellte er sich und gab damit nicht nur Marko die dringend benötigte Chance auf ein lebenswertes Leben, sondern ihnen beiden die Möglichkeit, nach vorne zu blicken.

Das Umfeld der beiden Männer war sehr durchwachsen und ich war schockiert von Markos Eltern, deren Einstellung und Handlungen ich absolut nicht verstehen konnte. Wann werden denn Eltern endlich kapieren, dass es keine Wunschkinder gibt. Man bekommt nicht, was man will. Man bekommt, was man eben bekommt, und hat sich gefälligst um dieses Kind zu kümmern, es zu lieben und ihm den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen. Aber Markos Eltern haben ihn nur als Projektionsfläche ihrer Wünsche und Träume gesehen. Er hatte zu funktionieren, wie sie es wollten. Neben seinem verachtenswertem Vater habe ich seine Mutter mit ihrer falsch-verständnisvollen Art als widerlich, ekelerregend und abartig empfunden. Sie glaubt immer noch, dass Marko zu „einem bürgerlichen Leben“ zurückfindet. Was an seinem Leben ist denn bitte nicht normal??? Er hat einen liebenden Freund und liebt diesen auch. Normaler und bürgerlicher geht es doch schon fast gar nicht mehr. Wie kann sie das herabwürdigen und glauben, dass er zu seiner Ex-Freundin zurückgeht? Abartige, kranke Scheiße!!! Diesen Eltern sollte man mal sagen, was für einen wundervollen Sohn sie haben und dass sie stolz auf ihn sein können. Aber nein, sie sehen nur das, was ihnen nicht passt, verurteilen ihn dafür und glauben tatsächlich, dass sie ihn „auf den richtigen Weg zurückführen“ könnten. Als ob er irgendetwas falsch machen würde!!! Ich hätte ihnen den Hals umdrehen können.

Markos selbstzerstörerische Phase war traurig zu lesen. Zumal ich glaube, dass sie vermeidbar gewesen wäre und er einfach nur Halt und Liebe gebraucht hätte, die ihm aber verwehrt wurden. Er tat mir unendlich leid und ich hätte ihn liebend gerne in eine große flauschige Decke eingehüllt, um ihn zu beschützen. Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen und es genossen, mehr über Marko und Penny zu erfahren. Ich bin quasi durch die Seiten geflogen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Von mir eine absolute Leseempfehlung.

An dieser Stelle danke ich dir, Bettina, noch einmal ganz herzlich für das mir entgegengebrachte Vertrauen. Ohne deine Anfrage wäre mir ein ganz wundervolles Buch entgangen, welches ich mit einem weinenden und lachendem Auge geschlossen habe. Ich freue mich auf den zweiten Band und kann diesen kaum erwarten.

Erscheinungsdatum: 29. April 2022
Seitenzahl Taschenbuch: 380