J. Walther im Interview

Hintergrund: © Anne-Marie Ridderhof | pixabay
Buchcover: © J. Walther 

J. Walter war neulich so lieb, mir meine Fragen zu ihrem schriftstellerischen Schaffen über meinen Autoren-Interviewbogen zu beantworten.

Wie bist du zum Schreiben gekommen, und wie lange schreibst du schon?

Mit Anfang zwanzig fing ich mit dem Schreiben an, also vor gut 20 Jahren, zuerst angeregt durch ein Buch über Sprache und Bilder, doch schnell merkte ich, dass ich ganze Geschichten erzählen will. Bald wurden die dann länger.
Welche Aspekte sind dir in deinen Büchern wichtig, was willst du vermitteln?
Ich erzähle gerne Geschichten, die sonst nicht vorkommen – z.B. der schwule junge Mann, der noch auf dem Dorf lebt, und dessen Geschichte nicht erst beginnt, als er die Großstadt erobert. Daneben ist mir Sprache und Schreibstil wichtig. Ich lege Wert auf den Klang der Sprache, ihren Rhythmus. Ich versuche mich in verschiedenen Erzählstilen/-perspektiven, um der jeweiligen Geschichte gerecht zu werden. Auch authentische Figuren und eine realistische Handlung sind für mich unabdingbar.

Worüber würdest du gerne einmal schreiben, hast dich bisher aber noch nicht herangetraut?

Ganz grundsätzlich historische Stoffe, das habe ich bisher nur einmal gemacht, und ich scheue den riesigen Rechercheaufwand – reizen würde es mich schon.

Welche Autoren liest du selbst gerne und warum?

Ich entdecke auch sehr gern unbekannte Autor*innen, die Texte müssen etwas haben, das mich anspricht, etwas eigenes und besonderes, gerne ein bisschen verzaubert, aber nicht unrealistisch. Besonders spektakuläre oder spannende Handlungsverläufe brauche ich dagegen nicht.
Aber um ein paar Namen zu nennen, wären da z.B. Jim Grimsley, E.M. Forster, Waltraut Lewin, Peter Hofmann, Marie Sexton oder Jobst Mahrenholz – aber das ist wirklich nur eine Auswahl, von vielen hier nicht genannten habe ich nur ein Buch gelesen, dass mich aber begeistert hat. Der eine oder die andere schreiben/veröffentlichen auch leider nicht mehr.

Was tust du, wenn du eine Schreibblockade hast?

Schreibblockaden kenne ich zum Glück nicht, aber ich schreibe leider sehr, sehr langsam, was mich schon stört, da ich eigentlich so viele Ideen habe. Vielleicht ist dieses langsame Tempo meine Art der Schreibblockade.

Welches deiner Bücher liegt dir am meisten am Herzen?

Ganz ehrlich – alle. Natürlich ist das erste immer etwas besonderes, aber auch jedes folgende – ich könnte mich wirklich nicht entscheiden.

Wie gehst du mit negativen Rezensionen um? Belastet dich diese Kritik, oder versuchst du daraus für die Zukunft zu lernen?
Natürlich nur, sofern es sich um konstruktive Kritik handelt.


Leider gibt es konstruktive Kritik nur recht selten, und dann kann ich sie auch meistens nachvollziehen. Gut finde ich auch, wenn geschrieben wird „es hat mir nicht gefallen aus den und den Gründen“ anstelle von: „es ist schlecht“. Lesebedürfnisse und -erfahrungen sind sehr unterschiedlich. Beleidigt oder runtergemacht zu werden, war eine Weile auch sehr schlimm, aber irgendwie habe ich gelernt, damit umzugehen. Was mich eine Weile sehr belastet hat, war das Auftauchen von Sterne-Bewertungen ohne Text bei Amazon, erst mal meist 1-2 Sterne. Darüber hätte ich noch die Schultern gezuckt, wenn nicht gleichzeitig die Durchschnittsberechnung so verändert worden wäre, das meine gutbewerteten Bücher plötzlich in den Keller fielen. Die Rezensionen, bei denen Leute wirklich etwas geschrieben und sich Gedanken gemacht haben, werden damit entwertet. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden – das muss ich ja, und es kommen jetzt auch solche mit 4-5 Sternen, aber leider weiß ich da dann eben auch nicht, was gefallen hat.

Was inspiriert dich zu deinen Plots?

Das sind oft Kleinigkeiten – ein altes Haus, eine Naturstimmung, eine Randfigur in einem Film, ein Erlebnis von mir … es ist wirklich schwer zu sagen – plötzlich ist es da. Meine Plots entwerfe ich nicht am Reißbrett – von der ersten Inspiration ausgehend, kommt langsam das eine oder andere dazu, es muss organisch wachsen.

Was würdest du dir von deinen Lesern wünschen?

Da bin ich wunschlos glücklich, ich habe die besten Leser*innen der Welt.

Gibt es einen Protagonisten in deinen Büchern, den du ganz besonders liebst oder ganz besonders hasst?

Hassen definitiv keinen, ich habe ja nicht mal Antagonisten in meinen Büchern. Einen besonderen Stellenwert hat für mich natürlich Benjamin, auch Phillip, obwohl er mir ursprünglich nicht so nahe stand. Und den ganzen Rest würde ich auch gerne umarmen.

Gibt es eine bestimmte Zeit, in der du am liebsten schreibst?

Leider kann ich abends/nachts nicht schreiben, also bleiben nur die Tagstunden, in denen man natürlich auch oft etwas anderes zu erledigen hat. Morgens ist toll, in meinem Garten ist perfekt …

Wie muss deine Umgebung beschaffen sein, damit du gerne schreibst?

Ruhe ist schon viel Wert. Traumhaft ist es natürlich, in der Umgebung zu schreiben, in der die Handlung gerade spielt – da hat man gleich viel mehr Inspiration.

Gibt es etwas, das auf keinen Fall fehlen darf, wenn du schreibst?

Der Stift sollte schreiben oder der Computer nicht abstürzen.

Schreibst du mehrere Bücher parallel oder lieber eines nach dem anderen?

Romane definitiv nicht parallel, aber bei Geschichten und Erzählung kommt das schon vor, weil zum Beispiel eine Ausschreibung endet. Richtig gut ist das aber nicht, weil sich die Sache damit noch mehr in die Länge zieht. Manchmal so, dass ich schon nicht mehr wusste, in welchem Schreibheft die Notizen waren.

Hast du alle Länder, in denen deine Bücher spielen selbst besucht, oder gibt es auch welche, die du noch gerne bereisen willst?

Da meine Geschichten zu 90% in Deutschland, häufig sogar in meiner Umgebung spielen, habe ich da keine lange Liste. In die Karibik, wo Robinson Crusoe spielt, würde ich aber gerne mal reisen.

Entstehen alle deine Bücher in Eigenregie oder hast du bei bestimmten Phasen des Entstehungsprozesses Hilfe? Wenn ja, wo und in welcher Form?

Bei Schreiben bleibe ich allein, aber gegen Ende ziehe ich gern Beta-Leser*innen heran. Dann kommt natürlich meine beste Korrekturleserin und manchmal eine Coverdesignerin.

Welches Buch würdest du einem Leser, der deine Bücher entdecken will, als Einstieg empfehlen?

Das kommt drauf an, was man so mag. „Benjamins Gärten“ ist immer ein schöner Einstieg, denke ich, man muss sich aber auf den Stil einlassen. „Nur eine Frage der Liebe“ ist da etwas leichtgängiger und vielleicht eher etwas, wenn man eine zentrale Liebesgeschichte mag, „Daniel und Ismael“ ist eine kürzer Geschichte zum Einstieg und wenn man lieber junge Protas hat …

Was hast du als nächstes Projekt geplant?

Gerade arbeite ich intensiv an der Anthologie lesbischer Märchen mit 18 Beiträgen, die auch bald erscheinen soll. Ich bin sehr gespannt, aber es ist eine Menge Arbeit.

Gibt es etwas, was du noch ergänzen willst? Dann hast du JETZT die Gelegenheit. 😉

Ich kann mich nur immer wieder bei allen lieben Leser*innen, Autorenkolleg*innen und Rezensierenden bedanken und auch bei Dir, liebe Triskele!

Wo findet man dich?

Im Garten 😃.

Interview vom 30. November 2020