Heimkehr

von L. A. Witt

Klappentext:
Neil Dalton ist bis in die Grundfesten erschüttert. Seit sein Leben von einem schrecklichen Verbrechen zerstört wurde, ist es von Trauer, Schuldgefühlen und dem Ringen mit PTBS bestimmt. Er hat große Angst vor einem Weihnachtsbesuch bei seiner Familie, deren Hilfe er braucht und der er gleichzeitig grollt. Dann taucht jemand aus seiner Vergangenheit auf und zieht ihm den wackeligen Boden unter den Füßen weg.Jeremy Kelley hat der Krieg beinahe vernichtet, dann warf seine Familie ihn aus dem Haus, als er sie am dringendsten brauchte. Jeden Tag ringt er um sein emotionales Gleichgewicht. Er gibt sein letztes Geld für ein Ticket nach Chicago aus und betet, dass sein ehemals bester Freund ihn nicht im Regen stehen lässt.Neil und Jeremy verbringen die Feiertage mit Neils Familie in ihrer Heimatstadt Omaha. Sie schlagen sich mit der Familie herum, mit Flashbacks … und mit Gefühlen, die nicht nachgelassen haben, seit sie das letzte Mal vergeblich versucht haben, mehr als Freunde zu sein. Während sie sich bemühen, ihre zerbrochenen Seelen zu heilen und beschädigte Brücken zu reparieren, sind sie mehr denn je aufeinander angewiesen. Aber sie können die gegenseitige Anziehung, die schon bestand, bevor sie beide vom Leben durch die Mangel gedreht wurden, nicht verleugnen. Aber wenn es damals schon nicht mit ihnen geklappt hat, wie sollen sie es jetzt bloß schaffen?

Bild: © Buchsüchtig
Cover: © L. A. Witt

Meine Meinung:
Neil und Jeremy waren mir sofort nah und ich hatte zu beiden ein Gesicht, da ihre Emotionen greifbar beschrieben waren. Wie sie auf den ersten Seiten so überaus vorsichtig miteinander umgingen und es scheinbar vermieden den anderen mit einem falschen Wort oder einer falschen Geste zu verschrecken und wegzustoßen, habe ich geliebt. Ich hasse diese ganzen überperfekten Kerle in den meisten Büchern, weswegen Jeremy und Neil sofort einen Nerv bei mit trafen, und mich das Buch unweigerlich anzog. Ich konnte Neil absolut verstehen, als er völlig durcheinander nach Hilfe suchte, um mit dem unerwarteten Auftauchen Jeremys umgehen zu können, und nicht völlig durchzudrehen. Sein inneres Chaos war für mich nachvollziehbar, überschlugen sich die Ereignisse doch auf eine Art, die er nicht beeinflussen konnte, da sich die Grenzen zwischen Freundschaft und Liebe wie auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufzulösen drohten.

Als sich Neil Jeremy anvertraute, geschah das sehr vorsichtig aber auch auf eine eigenwillige Art nüchtern, die mir sehr gut gefallen hat und die ich auch als nachvollziehbar empfand. Es stehen so viele Dinge zwischen ihnen und alle liegen sie in der Vergangenheit, beeinflussen die Gegenwart und strecken ihre Finger nach der Zukunft aus. Eine wirklich verkorkste Situation aus der man nicht so ohne weiteres herausfindet und die Zeit braucht, um sich zu entspannen. Auf ihrem gemeinsamen Weg hatte ich immer wieder den Eindruck, dass sie mehr an dem Wohl des Anderen, als an ihrem eigenen interessiert waren. Sie sorgen für einander und behalten stets die Bedürfnisse des anderen im Blick. Ich mochte das sehr, da diese Fürsorge weder schmalzig noch übertrieben, sondern vielmehr selbstverständlich und natürlich auf mich wirkte.

Allerdings war die ganze Situation auch recht kompliziert für die beiden, denn Neil schien in einer bizarren Zwischenwelt, die sowohl in der Vergangenheit, wie auch in der Gegenwart und einer eventuell möglichen Zukunft lag, gefangen zu sein. Immer wieder ging er kleine Schritte auf Jeremy zu, hielt sich dann doch wieder zurück weil er sich scheinbar selbst nicht traute und war gefangen zwischen dem was sein könnte und Dingen, die nie wieder sein würden.

Ich konnte die Angst verstehen die sie verspürten, als sie an einem Punkt ankamen, an dem getroffene Entscheidungen unweigerlich den Rest ihres Lebens beeinflussen würden. Eine komplizierte Situation, die zu allen bereits bestehenden Problemen noch mehr hinzufügte und nicht gerade dazu beitrug, die Situation zu entwirren und zu entspannen.

Das Buch habe ich gerne gelesen, da es flüssig geschrieben, von sympathischen Charakteren getragen und sehr kurzweilig ist ohne dabei platt oder übermäßig schmalzig zu werden. Ein paar Seiten mehr hätten mir gut gefallen, aber das ist wohl nur meiner Vorliebe für umfangreichere Bücher geschuldet. Dieses ist an einigen Stellen unendlich zuckrig, aber das passt gut zur Geschichte und störte mich hier aufgrund der Ausgewogenheit mit den ernsteren und traurigen Momenten nicht.

Erscheinungsdatum: 19. Juni 2016
Seitenzahl Taschenbuch: 258