von Arya J. David
Klappentext:
Magie, Luftschiffe und Schnee …
Ein magischer Jahrmarkt auf dem zugefrorenen Fluss – für Gerrim Winterling, den schüchternen Buchhalter, der Höhepunkt des Jahres. Doch vielleicht hätte er sich lieber nicht dazu hinreißen lassen sollen, magisches Konfekt zu kaufen. Wird es ihn glücklich machen, reich, wagemutig oder ihn Abenteuer erleben lassen? Und tatsächlich geschieht gleich darauf etwas, mit dem er nie gerechnet hätte – er verliebt sich in den charmanten Handelsreisenden Alexej Rabenberg. Der Beginn einer verzauberten Nacht, die Gerrims Leben für immer auf den Kopf stellen wird. Und während sich im Reich der Inseln ein Bürgerkrieg anbahnt, muss Gerrim um sein eigenes Überleben kämpfen.
Flüche. Luftschiffe. Gefährliche Magier. Kerzen. Brutale Sträflinge. Liebe zwischen Männern. Explosionen. Schnee.
Trotz des märchenhaften Anfangs ist dies eine stellenweise recht düstere Geschichte, in der dem Helden sehr viel zugemutet wird und die relativ viel Gewalt enthält. Es geht aber gut aus – versprochen.
Buchcover: © Yvonne Less, www.art4artists.com.au
Bild: © ›Buchsüchtig-Queerblog‹
Meine Meinung:
Dieses Buch sprach mich mit seinem Cover sehr an und auch der Klappentext machte mich neugierig.
Gleich zu Anfang kam mir Gerrim sehr jung und unerfahren vor. Auf ihn wartet eine Zukunft als verheirateter Mann, auf die er sich zu freuen schien und doch verzaubert seine Begegnung mit Rabe alles und wirft ihn aus der Bahn. Was ich verstehen konnte, obwohl mir Rabe, oder Alexej, ruhig und gefestigt erschienen ist. Irgendwie ausgeglichen und ich mochte ihn sofort. Gerrim schien es nicht anders zu gehen und ehe er es sich versieht, ist er umgeben von glitzernder Zuckerwatte, Kerzenlicht und Wärme. Wortwörtlich. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden Männer in einer völlig anderen Welt sind, in der Zeit keine Rolle spielt und auch alles gewesene unwichtig und irreal ist. Nur das Hier und Jetzt zählt. Nur der Moment und nichts anderes. Arya hat all das sanft leuchtend und ätherisch beschrieben und als Gerrim Rabe nach dessen Frage folgt, folgte auch ich, denn es gab keinen Ausweg und keine anderer Antwort. Weder für Gerrim, noch für mich. Rabe schaffte es mühelos innerhalb weniger Stunden Gerrims Leben komplett auf den Kopf zu stellen und alles bisher Gewesene in den Schatten zu stellen. Und nicht nur das, sondern auch Gerrims Zukunft, die klar vor ihm lag und die er jetzt um keine Preis mehr will. Seine Sehnsüchte habe eine andere Richtung eingeschlagen, sein Sehnen ist auf einen anderen Punkt fixiert und alles was er tut wird von einer neuen Macht gelenkt, die fortan sein Leben bestimmt. Ich war wahnsinnig gespannt, wie sich diese Geschichte entwickeln würde und ich wurde nicht enttäuscht.
Innerhalb weniger Augenblicke wendet sich das Blatt für Gerrim und er steht völlig allein, mittellos und hilflos auf der Straße. Er hat alles verloren und sieht einer Zukunft entgegen, die sich düster vor ihm aufbaut und die keinen Platz für Hoffnung lässt. Ich hatte keine Ahnung, wie er überhaupt in diese Situation geraten konnte und noch weniger wusste ich, wie er ihr entkommen sollte. Er tat mir unendlich leid, wie er immer tiefer abrutschte und ihm nichts mehr blieb. Und ich habe mich gefragt, wo Rabe die ganze Zeit war… Als ich dachte, dass es für Gerrim nicht mehr schlimmer kommen könnte, kam es schlimmer und nur sein Verstand rettete ihm das Bisschen, das von seinem Leben noch übriggeblieben war. Und sehr viel mehr als sein Leben ist ihm auch nicht geblieben.
Nichts von dem, was er einmal hatte. Oder vielmehr glaubte zu haben… Und in all diesem Chaos erfährt Gerrim Dinge, die seine jüngste Vergangenheit in ein völlig anderes Licht stellen und die Ereignisse völlig verdrehen. Nichts schien so so zu sein, wie es anfangs wirkte und ich war gespannt, wie sich das alles auflösen würde und ob Gerrim noch eine Chance bekäme. Ob irgendetwas von dem was er erlebt hatte von Bedeutung war, oder alles nur ein abgekatertes Spiel.
Gerade als ich dachte, dass es nicht schlimmer kommen kann, denn Gerrim stand schon allein, mittellos, verlassen und orientierungslos, wurde es noch furchtbarer für ihn. Er muss um sein Leben kämpfen, während er von verschiedenen Bedrohungen umgeben ist, aus denen es keine Ausweg zu geben scheint. Wie er sich seinen Schicksal entgegenstellte, mochte ich sehr, denn er wächst über sich hinaus und ich habe sehr gehofft, dass es ein gutes Ende für ihn nehmen würde. Aber erst einmal sah es nicht danach aus, denn er verliert sich, verliert seinen Namen und sein ganzes Sein, wird ein anderer und hat nur so die Chance zu überleben. Er tat mir so unendlich leid in diesem Moment… Und dass das Ganze auf einem Verrat fußte machte es nicht besser. Ich war geschockt darüber, wie übel Gerrim mitgespielt wurde. Andererseits war ich begeistert davon, wie er sich trotz allem verhielt und wie er sich entwickelte, denn das war einfach großartig. Aber es tat mir so unendlich leid, dass er all das Grauen erfahren musste und ihm absolut nichts erspart blieb.
Zu eine späteren Zeitpunkt geschahen einige ganz wundervolle Dinge und erklärten, was bis dahin so nebulös war. Magie spielte plötzlich eine Rolle, Mut, Entschlossenheit und vor allem Kampfgeist. Aber in erster Linie war es die Magie, die unendlich wichtig wurde und die in diesem Buch allgegenwärtig, gefährlich, wundervoll und unbeherrscht ist. Genauso wie die Menschen, die diese Geschichte so lebendig machten und von denen ich einige geliebt und einige gehasst habe.
Was mich an dieser Geschichte gefesselt hat, war vor allem Gerrims Kampf um sein Leben. Wie er über sich hinauswuchs und sich Dinge zutraute, die er vorher nicht für möglich gehalten hätte und schließlich auch die Magie. Ich bin absolut begeistert von diesem Buch und würde es gerne noch einmal zum ersten Mal lesen. Arya hat mit dieser Geschichte etwas ganz Wundervolles geschaffen.
Erscheinungsdatum: 29. Dezember 2019
Seitenzahl Taschenbuch: 381