Von Silvia Hildebrandt und Ira Habermeyer
Klappentext:
1968 scheint alles möglich.
Nachdem Rumäniens Generalsekretär Nicolae Ceaușescu den Einmarsch der Russen während des Prager Frühlings scharf kritisierte, stehen alle Zeichen auf Veränderung.
Nelu Nicolescu, der Stasi-Agent für die heiklen Aufträge, soll im benachbarten Bruderland, der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik, die Lage ausspähen und die politischen Eliten infiltrieren.
Doch noch bevor seine Mission begonnen hat, wird er an der Grenze vom KGB gefangen genommen. Oberst Arvo Kortelainen, ein Offizier estnischer Herkunft, zieht im Hintergrund die Fäden. Was anfänglich nach einem Misserfolg aussieht, entpuppt sich indes als etwas Größeres. Denn auch in Kortelainen scheint der tiefe Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung zu schlummern …
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© Silvia Hildebrandt und Ira Habermeyer
Buchcover: © Renée Rott, Dream Design Cover and Art
Bild: © ›Buchsüchtig Queerblog‹
Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit viel Politik, dem kalten Krieg. Spannend und beklemmend. Man scheint niemandem vertrauen zu können und der Verrat lauert an jeder Ecke. Silvia und Ira haben Ihr Buch vollgepackt mit politischen und geografischen Informationen. Allerdings auf eine Art, die die Geschichte spannend und unwiderstehlich machten. Der Drang nach Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung schwebt durch die Seiten und prallt auf die starre Politik des kalten Krieges mit ihrer alles beherrschenden Härte. Eine hochexplosive Mischung, die jederzeit Leben fordern könnte, sich in verschiedenen Szenen zeigte und mich mit ihrer Gegensätzlichkeit völlig fesselte.
Arvo ist ein interessanter Charakter, charismatisch und auf eine Art gefährlich, bei der ich anfangs nicht wusste, ob ich ihn mag oder nicht. Später mochte ich ihn dann sehr, genauso wie Nelu, denn dieser ist stolz, unbeugsam und voller Hass auf alles russische. Vor allem auf die Russen an sich, die seinem Land die Freiheit genommen haben. Ihn konnte ich mit am besten verstehen, denn Freiheit kann es nur geben, wenn man selbstbestimmt lebt und nicht durch fremde Mächte in seiner Entfaltung behindert wird. Beide zusammen waren köstlich zu lesen und ich habe ihre Wortgefechte geliebt, in denen sie sich gegenseitig aufziehen und verspotten.
Das Buch war für mich ein durchweg fesselnder und informativ geschriebener Spionagethriller, der mir den Atem raubte. Es gibt darin Agenten und Doppelagenten und jeder schien jederzeit die Seite wechseln zu können, wenn sich nur genügend Vorteile anböten.
Das alles kann man vermutlich genauso dann am Besten genießen, wenn man sich für das Thema interessiert, wenigstens ein wenig, denn ansonsten könnte es nicht die richtige Lektüre sein. Für mich waren die politischen Verwicklungen wahnsinnig informativ und auch die zwischenmenschlichen Beziehungen waren mitreissend zu lesen. Ich habe mit jeder Seite mehr erfahren und war wie in einem Sog, der mich durch die Seiten trieb.
Das gesamte Buch ist bevölkert von vielschichtigen Charakteren, bei denen ich mir vorstellen konnte, dass es sie so tatsächlich gegeben haben könnte. Der Fokus in diesem Buch liegt eher auf den politischen Wirren und weniger auf den romantischen Beziehungen. Das war für mich erfrischend und unterhaltsam und ich mochte es auch sehr, wie politische Ereignisse und deren Daten mühelos in die Geschichte integriert wurden, ohne sie mit Informationen zu überladen und die diese dadurch sehr lebendig werden ließen. Dabei haben Silvia und Ira ihre Geschichte aber zu keinem Zeitpunkt belehrend oder langweilig werden lassen und so musste ich nach dem letzten Satz direkt den zweiten Band lesen, denn nicht nur die Geschichte ließ mich nicht mehr los, auch der Schreibstil der Beiden fesselte mich ungemein. Von daher empfehle ich das Buch allen, die sich für den kalten Krieg, vielschichtige Charaktere und eine mitreißende Geschichte begeistern können.
Erscheinungsdatum: 22. November 2021
Seitenzahl Taschenbuch: 220