Dornenritter

von Kaja Evert

Klappentext:
Das Königreich versinkt in Dunkelheit. Steyn hat nur ein Ziel: Ritter des Lichts zu werden. Er will die Finsternis bekämpfen und das Rätsel um den Tod seines Vaters lösen.

Der Weg in den Orden führt über die Grenze der ewigen Nacht hinaus, wo Steyns erbitterter Rivale Gavin bald zu seinem einzigen Halt wird. Verzweifelte Kämpfe und schwere Verluste binden die beiden grundverschiedenen Männer aneinander. Doch während Steyn gegen die Düsternis in seiner Seele und seine widersprüchlichen Gefühle für Gavin kämpft, hütet der sein eigenes schreckliches Geheimnis, das die Loyalität der beiden zueinander auf die Probe stellt.

Nur langsam erkennt Steyn, dass die Ritter des Lichts nicht das sind, was sie zu sein scheinen – und dass sich die tiefste Dunkelheit dort ausbreitet, wo das hellste Licht strahlt.

Bild: © Buchsüchtig
Cover: ©  Jaqueline Kropmanns

Meine Meinung:
Wenn ich den Hauptcharakter eines Buches nicht mag, aber dafür seinen Widersacher, ist das schon etwas befremdlich. In diesem Buch ging es mir sofort so, denn Steyn hat mich mit seiner Art eigentlich nur genervt, wohingegen ich Gavin sehr mochte. Dieser ist sein eigener Herr, schert sich nicht um Konventionen und war mir von Anfang an sympathisch. Und er war es auch, der mich dazu brachte das Buch weiterzulesen, da ich mehr über ihn erfahren wollte. Ohne ihn hätte ich es nach den ersten Seiten abgebrochen, denn mit Steyn wurde es erst nach einiger Zeit besser. Leider reichte er in meinen Augen aber selbst an diesem Punkt nicht an Gavin heran, obwohl er an sich ein netter Kerl ist, der viele positive Eigenschaften in sich vereint die man bei einem Helden erwartet und die allgemein als ansprechend empfunden werden. Für mich machten sie Steyn eher blass, obwohl er immer bemüht ist das Richtige zu tun und Gavin ihm in der Frage nach richtig und falsch vertraut.

Auf den ersten Seiten empfand ich die Geschichte als etwas langweilig und zäh, da irgendwie nichts Aufregendes geschah und sie mich nicht fesseln konnte. Vermutlich habe ich einfach etwas anderes erwartet. Das änderte sich dann etwas im zweiten Viertel, als endlich ein wenig Schwung in die Sache kam und die Spannung ihren Auftritt hatte. Ab diesem Punkt wollte ich unbedingt wissen, wie es mit Gavin und Steyn weitergeht und ob die winzig kleine Glut zu einem Feuer werden würde, oder nicht. Steyn wurde mir auch erst an diesem Punkt sympathischer, weil er Herz zeigte und ich seine Handlungen nachvollziehen konnte. Zumal ich neugierig war, was denn nun genau passiert war, warum sie angegriffen wurden und welche dunkle Macht hinter allem steckte, denn außer Andeutungen und rätselhaften Geschehnissen, erfuhr ich nichts. Es verschwanden Menschen, aber niemand gab Auskunft über deren Verbleib. Normalerweise hätte das superspannend sein müssen, aber ich bin nicht vor Neugierde geplatzt, denn leider nahm die Spannung dann rasch wieder ab und ich hatte keine Probleme damit das Buch auch mal für längere Zeit aus der Hand zu legen, da bei mir der Funke nicht überspringen wollte. Das tat er tatsächlich nur bei Gavin, aber nicht in der Gesamtheit der Geschichte, obwohl ich die Entwicklung Steyns mochte. Vor allem, da er gegen sich selbst kämpfte. Ziemlich sinnlos in diesem Fall, aber zumindest war es lustig zu beobachten, wie er sich selbst im Weg stand. Was allerdings auch nervte, da er sich meiner Meinung nach verriet und nicht ehrlich zu sich selbst war. Immer war er bemüht „das Richtige“ zu tun und drängte seine Wünsche und sein Wesen zurück. Es versucht sich in eine Form zu pressen, in die er nicht passt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er akzeptiert hätte wer er ist, statt sich und anderen vorzumachen, was er gerne wäre, aber niemals sein wird. Manch eine*r würden ihn in die Situation vermutlich bedauern, ich konnte nur verständnislos den Kopf schütteln…

Es könnte alles so einfach sein, wenn er nur mehr Arsch in der Hose hätte und mutiger wäre. Dabei ist er keineswegs ein Feigling, aber bei den wirklich wichtigen Dingen kneift er… Leider ist solch ein Verhalten absolut nicht mein Ding. Und dann flüchtet er sich auch noch in eine Beziehung, um sein Bild von sich vor seinen eigenen Augen aufrecht zu erhalten? Oh man… Das Gavin ihn nicht windelweich geprügelt hat, rechne ich ihm hoch an. Bei mir hätte er weniger Glück gehabt. Aber Gavin ist einfach zu gut für diese Welt und auch wenn er ein schweres Schicksal zu ertragen hatte, welches in meinen Augen absolut unverdient war, blieb er trotzdem noch er selbst. Zumindest in Teilen… Ich mochte ihn einfach das ganze Buch über sehr gerne.

Leider war für mich die Spannung wie das Meer. Sie kam, verschwand wieder und hatte zu einem späteren Zeitpunkt erneut ihren Auftritt und machte für mich die Story dadurch etwas zäh und ich habe entsprechend lange gebraucht um das Buch zu lesen. Ein Umstand, den ich sehr bedauere, denn den Schreibstil der Autorin habe ich ansonsten als flüssig und gut lesbar empfunden. Aber wenn ich den Eindruck habe, dass nichts passiert, bleibt es für mich leider auch nicht spannend. Meiner Meinung nach ist das Buch Geschmackssache und jede*r Lesende sollte sich ein eigenes Urteil bilden. Für mich war vermutlich einfach der Fantasy-Anteil zu präsent und leider kann ich auch weder mit Königen noch Drachen viel anfangen. Fantasy und ich werden tatsächlich niemals die besten Freunde. Aber das liegt an mir und keineswegs an dem Buch oder an dem Stil der Autorin. Wie gesagt, schreiben kann Kaja und eine andere Geschichte von ihr würde mir vermutlich mehr zusagen, wenn das Thema mich interessiert. Denn sie hat einen ganz wunderbaren Stil der bildhaft und sehr lebendig ist.

Der Epilog, so kurz er auch ist, hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen. Ich vermute, dass damit der Wahrheitsgehalt der Geschichte unterstrichen werden sollte, sonst macht er keinen Sinn. Ich habe ihn allerdings als störend und überflüssig empfunden. Der Schluss des Buches hätte für mich ohne den Epilog sogar besser funktioniert. Von mir gibt es eine Leseempfehlung, auch wenn ich soviel zu meckern hatte, denn die Geschichte an sich und Kajas Schreibstil sind wirklich schön. Macht Euch am Besten selbst ein Bild und wenn Ihr Fantasy mögt, werdet Ihr dieses Buch auf jeden Fall genießen können.

Erscheinungsdatum: 29. September 2021
Seitenzahl Taschenbuch: 561