Unter einem Banner

von Elea Brandt

Klappentext:
Blutroter Schnee. Brennende Zelte. Sterbende Kameraden.

Jede Nacht durchleidet Reykan erneut die Schrecken des Krieges, in dem er mehr verloren hat als nur eine Schlacht. Reykan sehnt sich nach Frieden, aber sein Pflichtgefühl kettet ihn an den Königshof und zwingt ihn mitten in die Unruhen, welche die Hauptstadt in Atem halten. Als feindliche Truppen die Mauern stürmen und der König vor Reykans Augen stirbt, fällt ihm die undankbare Aufgabe zu, den verwöhnten Kronprinzen Benrik in Sicherheit zu bringen.

Gejagt von skrupellosen Gegnern geraten die beiden ungleichen Männer immer wieder aneinander, bis Reykan beginnt, hinter Benriks Fassade zu blicken. Doch ihre Verfolger kommen näher und Reykan muss sich fragen, wie viel er wirklich für Benrik empfindet und was er bereit ist, für ihn zu opfern.

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Meine Meinung:
Gleich zu Anfang erschien mir Reykan desillusioniert und mit der Situation in der er sich befand unglücklich zu sein. Um ihn herum zerfällt alles und der Mann, der dem Wahnsinn ein Ende setzen könnte, drängt darauf diese ausweglose Situation noch zu verschärfen und Menschenleben für eine Idee zu opfern, die zum Scheitern verurteilt ist. In all dem Wahnsinn gibt es für Reykan eine kleine Insel der Vernunft und Liebe, auf die er sich zurückziehen kann, die aber dem Elend und der Verzweiflung um ihn herum auch nur wenig entgegenzusetzen hat. Und durch diese kleine Insel der Liebe und Zuneigung gibt es mehr zu verlieren als ein Leben, denn für Reykan war die gesamte Situation schwierig, da er die Probleme sieht, die der König nicht erkennt und so versucht er zu helfen, stößt aber mit seinen Vorschlägen nur auf taube Ohren. Er muss zusehen, wie seine Männer sinnlos abgeschlachtet werden, könnte dieses verhindern und darf nicht handeln. Für jemanden wie ihn muss das unerträglich gewesen sein. Als dann auch noch etwas Unbegreifliches passiert bricht seine Welt völlig zusammen und er befindet sich in einem Vakuum, dem er hilflos ausgeliefert ist. Alles was für ihn wichtig und richtig war, ist zerstört und geopfert. Und trotzdem geht das Leben weiter. Grau, stumpf und belastender als zuvor. Die Probleme häufen sich, die Zukunft wird düsterer und Reykan schien nur noch die Sorge um seine Männer und deren Schicksal am Leben zu erhalten.

Als die Situation unerträglich wird, ändern sich die Umstände für Reykan. Seine Lethargie bleibt und er findet sich in einer feindlichen Welt wieder, der er nichts entgegenzusetzen hat. Er ist umgeben von Misstrauen, Angst, Wut und Verzweiflung. Bis zu dem Moment, in dem er endlich wieder seine Heimat sieht und zwar keine Hoffnung schöpft, aber doch mit offenen Armen von liebenden Menschen empfangen wird. Allerdings ist dieser Friede nur von extrem kurzer Dauer und seine Wünsche und Hoffnungen werden zerschlagen, seine Zukunft fremdbestimmt und alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben. Pflichten und Aufgaben werden ihm übertragen, ohne dass er auch nur den Hauch einer Chance darauf hätte abzulehnen. Als er sich dann in sein Schicksal ergibt, wird ihm dieses in Form von Benrik zusätzlich erschwert. Hätte er in diesem Moment alle abgeschlachtet und die Burg in Brand gesetzt, wäre ich nicht verwundert gewesen. Aber so ist er nicht. Er ist pflichtbewusst und anständig, also fügt er sich und lässt seine wahren Gefühle und Absichten nicht nach außen dringen.

Das erste Zusammentreffen zwischen Benrik und Reykan war so, wie ich es erwartet habe. Auf der einen Seite eine verwundete Seele, die sich nur nach Ruhe und Frieden, vielleicht auch nach dem


Tod sehnt und auf der anderen Seite ein überheblicher, widerlicher, selbstherrlicher Kerl, die die Fresse zu weit aufreißt und in meinen Augen außer einer gehörigen Tracht Prügel dringend Unterricht in Anstand und Manieren gebraucht hätte. Dass Reykan ihm nicht einfach den Kopf abgerissen hat, rechnete ich ihm hoch an. Er ist erstaunlich ruhig und besonnen geblieben und hat auf seine Chance gewartet, die sich ihm nur wenig später bot und in der er Benrik ein wenig dessen Grenzen aufzeigte. Ein Tropfen auf den heißen Stein, aber so bitter nötig, dass ich hoffte, dass es nicht die letzte Konfrontation war.

Mit der Zeit zeigte sich, dass in Benrik vielleicht doch kein so übler Kerl ist. Klar, er ist großspurig, aber auch lernfähig. Und vor allem lernwillig, auch wenn er nie ganz die ihm eigenen Launen ablegt. Irgendwie mochte ich den kleinen Scheißer, denn es steckt ein guter Kerl in ihm. Auf seiner Reise mit Reikan entwickelt er sich, lernt dazu und wächst an den Aufgaben, die sich ihm stellen. Gerade als sich die Umstände wandeln zeigte sich, dass auch verwundete und beinahe zerstörte Seelen heilen können, dass es eine wage Hoffnung auf so etwas wie eine unter Umständen sogar glückliche Zukunft geben kann und dass nicht alle Menschen so sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Jeder Mensch ist ein Produkt seiner Erfahrungen und Lehren. Und jeder Mensch kann sich entwickeln, wachsen und reifen. Und manchmal findet man Dinge, die man vielleicht gar nicht gesucht hat an Orten, an denen man es nie für möglich gehalten hätte.

Mir hat an diesem Buch gefallen, dass nichts überstürzt wurde und sich die Autorin Zeit genommen hat, die Geschichte zu erzählen. So konnte ich die Charaktere wunderbar kennen- und lieben lernen, denn ihnen wurde von Elea behutsam mit all ihren Stärken, Schwächen, Sehnsüchten, Hoffnungen und inneren Dämonen ein Gesicht gegeben. Mit jeder Seite wuchsen sie mir mehr ans Herz und verbunden mit Eleas Schreibstil lief die Geschichte wie ein Film in meinem Kopf ab.

Von mir gibt es für dieses Buch eine absolute Leseempfehlung wenn ein wundervoller Schmöker voller Intrigen, menschlicher Abgründe, Liebe, interessanter Charaktere, Abenteuer und Dreck gesucht wird, bei dem nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Erscheinungsdatum: 11. Januar 2018 im Dead Soft Verlag
Seitenzahl Taschenbuch: 485