Yadriel & Julian – Cemetery Boys

von Aiden Thomas

Klappentext:
Yadriel hat einen Geist beschworen – aber leider den falschen.

Ein paar Tage vor dem Tag der Toten will Yadriel endlich beweisen, dass er ein brujo ist. Alle in seiner Familie können heilen oder Geister beschwören, aber weil Yadriel trans ist, verwehren sie ihm das Ritual, bei dem ihm Santa Muerte seine Kräfte verleiht. Mit der Hilfe seiner Cousine und besten Freundin Maritza schafft er es allein. Doch bei seiner ersten Beschwörung geht etwas schief und der falsche Geist steht vor ihm: Julian, der Bad Boy seiner Highschool, ist weit davon entfernt, bereitwillig ins Reich der Toten überzutreten. Mit Yadriels Hilfe will er herausfinden, wie er gestorben ist. Und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto weniger will auch Yadriel, dass Julian geht.

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Meine Meinung:
Den Anfang des Buches habe ich als sehr bunt und aufregend empfunden. Der Tag der Toten war mir auch vor diesem Buch schon geläufig, aber ihn hier noch einmal so hautnah und persönlich zu erleben, war natürlich noch einmal etwas anderes. Ich hatte für Yadriel gehofft, dass sich alle so entwickelt wie er es sich wünscht und dass er den Platz einnehmen kann, der ihm zusteht. Leider lief das ganz und gar nicht gut und als dann noch sein Deadname verwendet wurde, war ich entsetzt. Gerade weil dies von einem Menschen kam, bei dem ich mir ein umsichtigeres Verhalten gewünscht hätte. Aber das wurde ihm leider nicht zugestanden. Ich denke, dass das unendlich verletzend ist und war froh, dass Yadriel eine gute Freundin in Maritza hatte, die ihm zur Seite stand und ihn so aktzeptierte und respektierte, wie er ist. Auf mich wirkte er wie ein guter Mensch und ich wollte nicht, dass ihm etwas passiert. Er schien in erster Linie alles richtig machen zu wollen, was nicht unbedingt bedeutet allen Regeln zu folgen, die für andere gelten. Vielmehr schien er seine eigenen Regeln zu haben und das war auch einer der Punkte, die ich an ihm mochte. Es zeigte, dass er ein Freigeist ist und lieber selbst denkt, als sich beeinflussen zu lassen.

Als Julian in der Geschichte auftauchte, mochte ich auch ihn. Seine große Klappe machte ihn mir sympathisch, denn er wirkte damit nicht überheblich, sondern einfach selbstbewusst und liebenswert. Dass er tot ist, scheint ihn eher zu nerven, als zu schocken. Und anstatt durchzudrehen, ist er eher gereizt. Mich amüsierte das sehr und ich war schon sehr gespannt, wie sich die Geschichte zwischen Yadriel und Julian entwickeln würde. Denn das sich dort etwas entwickelte, stand außer Frage. Bei Yadriel besteht auf jeden Fall ziemlich schnell Interesse und auch Julian schien nicht abgeneigt zu sein. Aber erst einmal waren andere Dinge wichtiger. Beispielsweise Yadriels ringen um Akzeptanz, und Respekt. Sein unbedingter Wille, als der gesehen zu werden der er ist und vor allem auch der Wunsch nach allen Möglichkeiten, die diese Akzeptanz mit sich bringt. Vieles wird ihm verwehrt, weil er in der Augen der anderen nicht der ist, der er ist. Für mich war das ein unhaltbarer Zustand, den ich als absolut verurteilenswert empfand.

Der Tod ist in diesem Buch allgegenwärtig. Allerdings selten als schwarze, bedrohliche Masse, sondern vielmehr als Teil des Lebens und Teil der Menschen. Ein Mensch ist erst tot, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert. Aber hier wird sich erinnert. Hier werden die Toten geehrt, gefeiert und geliebt.

Ihre Taten im Leben genauso, wie das was sie hinterlassen haben. Niemand geht ganz. Immer bleibt ein Teil zurück. Was nicht bedeutet, dass nicht auch wehmütig um die Toten getrauert wird. Es wird getrauert, aber es wird auch das gefeiert, was sie hinterlassen haben und was sie bedeuteten.

An Julian mochte ich sehr, dass er voller Leben, knallbunt, laut, furchtlos und draufgängerisch ist. Er hat eine große Klappe und ein Herz aus Gold. Man muss ihn einfach lieben. Er sieht dem Ende entgegen und statt zu resignieren, zieht er auf den letzten Metern noch einmal alle Register und zeigt damit überdeutlich, wie er fühlt, denkt und lebt. Er liebt das Leben so sehr, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte wie eine Welt ohne ihn aussehen sollte. Und Yadriel ging es ganz genauso. Eine Welt ohne Julian schien nicht zur Diskussion zu stehen und doch ist es genau das was sie planen, denn Julian muss zurück in die Welt der Toten. Und so setzt Yadriel alles daran, diesen Plan umzusetzen. Eine Menge Hindernisse stellen sich ihnen dabei in den Weg und vor allem muss die Frage geklärt werden warum Julian überhaupt sterben musste. Langsam klärte sich alles auf und mit jeder Seite lernte ich Yadriel und Julian besser kennen und verstehen. Sie wuchsen mir so sehr ans Herz, dass mir auf den letzten Seiten des Buches dir Tränen über die Wangen liefen und ich nicht wollte, dass das Buch endete, denn gerade auf den letzten Seiten wird es unendlich emotional, spannend, rasant und die Ereignisse überschlagen sich. Ich hatte Yadriel und Julian bis zur letzten Seite so sehr ins Herz geschlossen, dass ich sie nicht gehen lassen wollte und mich vor den letzten Worten regelrecht gefürchtet habe.

Ich habe das Buch wahnsinnig gerne gelesen. Nicht nur wegen Yadriel und Julian, sondern auch wegen der Menschen um sie herum und vor allem wegen der Gesellschaft und Kultur, die sie umgibt und dir mit ihren Traditionen und Ritualen manchmal ein wenig feststeckt, aber doch in der Lage ist dazuzulernen und sich zu entwickeln. Es ist sehr emotional, knallbunt, melancholisch, lebensbejahend, traurig, liebevoll und einfach ganz wunderbar. Zwischen den Zeilen der Geschichte steht unendlich viel. Es geht vor allem um die Liebe, um Selbstfindung, Respekt, Akzeptanz und das Leben allgemein. Ich empfehle es gerne weiter und bin ein wenig traurig, dass ich es nicht noch einmal neu entdecken kann.

Erscheinungsdatum: 28. Juni 2022 im Dragonfly Verlag
Seitenzahl Hardcover: 400