Anna & Eva – Nur eine Frage der Liebe

von J. Walther

Klappentext:
Anna ist sofort fasziniert, als ihr die auf herbe Art schöne Eva begegnet und setzt alles daran, sie kennenzulernen. Schneller als gedacht kommen sich die beiden Künstlerinnen näher, obwohl es für Eva die erste Erfahrung mit einer Frau ist. Doch gelingt es Eva wirklich, sich auf eine Frau einzulassen? Und kann Anna mit dem umgehen, was Eva ihr anvertraut? Eine Erzählung um sexuelle Identität und wahre Weiblichkeit.

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Meine Meinung:
Eines vorweg: um dieses Buch zu lesen empfiehlt es sich, „Benjamins Gärten“ zu kennen und „Phillips Bilder“ im Anschluss zu lesen. Zwar ist die Geschichte um Anna und Eva auch ohne diese Bücher lesbar, aber da die drei Bücher zusammengehören, ist es empfehlenswert sie auch zusammen zu lesen.

Eva kam mir anfangs etwas abweisend gegenüber Anna vor, die im Gegensatz zu ihr sehr interessiert schien. Allerdings änderte sich das schnell und die beiden Künstlerinnen lernten einander und die Arbeit der jeweils anderen zu schätzen. Und nicht nur ihre Arbeit schätzen sie, sondern auch die Gegenwart der jeweils anderen Frau. Ich war mir absolut sicher, dass sich zwischen den beiden Frauen etwas entwickeln würde. Auch wenn Eva anfangs klarstellte hetero zu sein und die gesamte Kiste zwischen den beiden Frauen ein wenig schwierig anlief. Aber gerade das mochte ich sehr.

Ganz so hetero wie sie Vorgabe zu sein, war Eva dann aber doch nicht, denn dann hätte sie sich Anna gegenüber anders verhalten, denke ich. So aber zeigte sie doch Interesse und ganz langsam und vorsichtig näherten sich die beiden Frauen einander an. Ich mochte es, dass sie nicht wie wild übereinander herfielen. Das hätte weder zu ihnen, noch zur Situation gepasst, die etwas sehr zartes und liebevolles an sich hatte. Zumal Eva von der Situation auch etwas überfahren wirkte, ihr Christoph aber in einem Gespräch helfen konnte. Dieser schien die mögliche Beziehung weitaus entspannter und klarer zu sehen. Ich glaube das lag daran, dass er einfach nüchterner an sie heranging und sein Blick nicht von Gefühlen vernebelt wurde.

Bei Eva zeigte sich, dass sie einfach Zeit brauchte um sich auf die Situation einzustellen. Diese wurde ihr von Anna nur all zu gern gewährt und so trafen sie sich, lernten sich besser kennen und fassten Vertrauen zueinander. Das zu beobachten war für mich beim Lesen sehr schön. Zu keiner Zeit habe ich mich wie ein Voyeur gefühlt, sondern hatte eher den Eindruck, dass es ein Privileg ist, dabei sein zu dürfen. Es braucht immer auch Mut, um einen Menschen in das eigene Leben zu integrieren und sowohl Anna wie auch Eva fanden diesen Mut und gaben sich gegenseitig Raum.

Bis zu einer Enthüllung Evas, die Anna scheinbar etwas aus der Bahn warf, was ich aber gut verstehen konnte. Denn obwohl Eva ihr Geheimnis auf eine sehr klare Art aufdeckte, so war dieses schon lebensverändernd und ich konnte es nachvollziehen, dass Anna erst einmal Zeit zum Nachdenken benötigte. Auch, dass die sich anschließende Zeit etwas holperig verlief, empfand ich als sehr realistisch. Genauso wie alles, was darauf folgte. An sich sollte diese Enthüllung keine Rolle spielen, aber sie ist wichtig gewesen und es war auch sehr wichtig, dass Anna nicht allzu spät davon erfuhr.

Die Brücken, die zu anderen Büchern der Autorin geschlagen wurden, haben mir sehr gut gefallen, da sie ein Gesamtbild zeichneten, welches sich nach und nach zusammenfügte. Und so gibt es von mir eine klare Leseempfehlung für dieses Buch und damit für die Geschichte zwischen Anna und Eva, die Überraschungen bereithält und nicht zur leichten Kost zählt. Es werden verschiedene Themen angesprochen, die in unserer Gesellschaft entweder lauthals verurteilt werden, oder auch hinter vorgehaltener Hand als untragbar abgetan werden. Worum genau es sich handelt muss jede*r selbst herausfinden, denn jedes Wort zu viel würde spoilern.

Mit hat die Geschichte gut gefallen und sie passt wunderbar zu den anderen beiden Bücher der Trilogie. Auch hier kam wieder Janas wunderbar ätherischer Schreibstil voll zur Geltung und ich werde wohl nie verstehen wie sie es schafft, dass ich mich mit ihren Protagonist*innen wie Zuhause fühle. Mit Anna und Eva ging es mir in diesem Buch genauso, wie mit all ihren anderen Charakteren aus ihren Büchern. Ich schließe sie einfach sofort ins Herz und will sie nicht mehr gehen lassen. An diesem Buch hat mir das Zusammenspiel der beiden Frauen sehr gut gefallen und ich habe das kleine Geheimnis genauso geliebt, wie Janas Schreibstil, der alle Szenen wie einen Film vor meinem inneren Auge ablaufen ließ.

Erscheinungsdatum: 6. April 2016
Seitenzahl Taschenbuch: 99 Seiten