Felix Ever After

von Kacen Callender

Klappentext:
Vielleicht solltest du nicht soviel darüber nachdenken, sondern es einfach machen.

Was sich immer es ist, wovor du Angst hast, tut es. Sag einfach ja.

Der siebzehnjährige Felix Love war noch nie verliebt – die Ironie daran geht ihm selbst ziemlich auf die Nerven! Seine größte Angst ist es, dass sich niemand in ihn verlieben wird, weil er einfach zu viele Ausschlusskriterien erfüllt. Braune Haut, queer und trans – die Vorstellung, dass er deshalb nicht liebenswert ist, lässt ihn in Schockstarre verweilen. Doch als Felix transfeindliche Instagram-Nachrichten bekommt, nachdem sein Deadname zusammen mit Fotos von ihm vor seiner Transition in der Schule veröffentlicht wurde, wird es für ihn endlich Zeit zu handeln. Felix schreibt seinem vermeintlichen Peiniger zurück, um herauszufinden, wer ihm das angetan hat, und verstrickt sich dabei in einem Netz aus ungeahnten Gefühlen, Identitätssuche und wahrer Freundschaft …

„Felix‘ Geschichte ist so echt und herzzerreißend wie herzerwärmend und empowernd. Eine Liebeserklärung an die Buntheit des Lebens!“ @derunbekannteheld

Buchcover: © Jeannine Schmelzer Bastei Lübbe AG unter Verwendung der Originalillustration von © Alex Cabal
Hintergrund: © covervault.com

Meine Meinung:
Felix war unendlich normal mit seinen Problemen und Sorgen. Leider kommen zu den gängigen Problemen eines Jugendlichen noch besondere Probleme aufgrund seiner Identität hinzu, in der er noch nicht völlig angekommen ist. Für ihn selbst bestehen keine Zweifel, aber Teile seines Umfelds hatten noch mit den Umständen zu kämpfen. Er wurde in bestimmten Situationen mit einem falschen Namen angesprochen und ich fand das unendlich schlimm. Vor allem, da es von seinem Vater kam und ich dessen Verhalten nicht in allen Punkten nachvollziehen konnte. Genauso, wie ich aber auch Felix‘ Verhalten nicht gänzlich verstand, denn er hat verständlicherweise Angst vor einem Outing, speichert aber trotzdem Kinderbilder von sich bei Instagram ab. Selbst wenn sie nicht öffentlich sind, muss er doch wissen, dass sie in die falschen Hände geraten können. Die sozialen Netzwerke sind niemals sicher und was einmal im Netz ist, lässt sich nie wieder vollständig entfernen. Ich habe nicht verstanden, warum er die Bilder behalten hat. Vermutlich hat er nicht nachgedacht… Ein fataler Fehler, wie sich noch zeigen sollte.

Auf Instagram lernt er jemanden kennen und unterhält sich angeregt. Diese Chats fand ich spannend, da dieser sich bei weitem nicht so entwickelte, wie es ursprünglich geplant war und dieser schon nach kurzer Zeit etwas außer Kontrolle geriet. Es wurden Dinge gesagt, die vielleicht nicht hätten gesagt werden sollen. Und es spielten Gefühle eine Rolle, die in mehr als einer Hinsicht nicht ganz ideal waren und vermutlich von Felix nicht unbedingt gewollt waren. Ich empfand sie aufgrund der Situation als etwas kompliziert und hoffte, dass Felix ihnen nicht nachgeben würde. Allerdings hatte ich die Vermutung, dass er es doch tun würde und die ganze Geschichte damit in Kitsch und ein vorhersehbares Ende abdriften könnte.

Glücklicherweise passierte das erst einmal nicht und ich konnte Felix vor allem bei seinem Alltag begleiten, der aus Terminen beim Arzt, der Schule, Auseinandersetzungen mit seinem Vater, Treffen mit seinen Freunden und der ungeklärten Frage nach dem Absender der dubiosen Nachrichten besteht. Gerade diese Frage war sehr zentral in seinem Leben und ich hoffte für ihn, dass sie geklärt werden würde.

Genauso wie all seine anderen Fragen, die sein Leben bestimmen und es kompliziert machen. Er sucht sich Hilfe, die ihn aber erstmal nur mehr verwirrt und Fragen aufwirft.

Und genauso wie Felix wird man auch als Leser*in nachdenklich. Wie wichtig ist das Geschlecht? Sowohl das biologische, wie das gefühlte? Und wieviele Geschlechter gibt es überhaupt? Und wie wichtig ist das Ganze allgemein eigentlich? Ist nicht der Mensch wichtiger als das, was sich unter der Kleidung verbirgt, oder ist es eher umgekehrt?

Natürlich kommt auch die Liebe in diesem Buch nicht zu kurz. Sie überrollt Felix und er steht ihr etwas hilflos und verwirrt gegenüber. Denn auch wenn er sich in seinem Leben nichts sehnlicher gewünscht hat, als sich zu verlieben, so erschreckt diese Liebe ihn, macht ihm Angst und stellt sein gesamtes Leben auf den Kopf. Und nicht nur bei ihm herrscht Verwirrung, auch sein Gegenüber ist durch den Wind, denn sie haben beide viel zu verlieren, wenn sie ihrer Liebe eine Chance geben. Aber ist die Liebe es nicht immer wert, dass man ihr eine Chance gibt und es versucht? Ich habe mir so sehr gewünscht, dass sie glücklich werden… Leider sah es nicht danach aus… Die ganze Kiste ist einfach zu kompliziert…

Ich habe die Diskussionen im LGBTQIAP+-Zentrum geliebt, an denen Felix teilnimmt. So viele Dinge sollten selbstverständlich sein und sind es doch noch immer nicht. Und so viele Probleme entstehen durch Unwissenheit und Intoleranz, dass ich schreien könnte. Felix hat sich bei den Diskussionsrunden etwas zurückgehalten und eher zugehört, als selbst zu sprechen. Für mich war das logisch, denn er braucht Zeit um sich über sich selbst klarzuwerden und um zu begreifen, was er eigentlich will. Ich glaube, dass diese Treffen in dem Zentrum ihm viel geholfen haben. Vielleicht sogar mehr, als er selbst sofort erkannt hat. Er ist dort unter Gleichgesinnten und kann frei und offen sprechen, ohne Angst vor Ablehnung und Hass haben zu müssen.

Insgesamt war es ein ganz wundervolles Buch über das Leben, die Liebe und die Menschen. Aber auch über Angst, Hass, Zweifel, Wut und wie beschissen manchmal alles sein kann. Ich mochte es sehr gerne und bin froh, dass ich es gelesen habe. Für mich ist es eine leicht zu lesende und spannende Geschichte gewesen, in der ich Figuren geliebt und gehasst habe und ich würde es gerne noch einmal zum ersten Mal lesen.

Erscheinungsdatum: 29. Oktober 2021 im LYX Verlag
Seitenzahl Hardcoverausgabe: 368