Alles Liebe, deine Angst

von Julia Dankers

Klappentext:
Jeder hat eine Leiche im Keller, das sagt sich so leicht dahin. Doch was, wenn das gar nicht so weit hergeholt ist? Emma landet im Krankenhaus und kann sich an nichts erinnern. Nachtschwester Anna hilft ihr, die davonfliegenden Gedächtnisfetzen einzufangen. Weiberheldin Mila mogelt sich gekonnt in beider Leben, während sie mit bloßen Fäusten gegen die Monster aus ihrer Vergangenheit kämpft. Wohin führt Leidenschaft? Wohin Liebe?

Buchcover: Gestaltung: © Marta Jakubowska | Main Verlag, Motiv: © depositphotos 133118468 / 81735012
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Meine Meinung:
Zwischen Anna und Helen lief es nicht sonderlich gut und ich glaube, dass der Alltag ihrer Beziehung das Genick gebrochen hat. Meiner Meinung nach wäre es nicht schlau gewesen, in dieser Situation einfach weiterzumachen ohne zu reden und die Probleme zu benennen, aber schweigen ist meistens leichter und erfordert auch keine Arbeit. Aber wie soll man sachlich reden, wenn vor allem Mistrauen und Wut herrschen? Schwierige Kiste. Und dass es dadurch zwischen den beiden Frauen beim kleinsten Anlass knallt, war für mich absolut verständlich. Der Druck der sich mit den Verpflichtungen des Alltags und des Zusammenlebens aufbauen kann, wird irgendwann unerträglich und meist reden die Menschen viel zu spät über ihre Probleme. Zwar sprachen Anna und Helen irgendwann miteinander, aber ich glaube, dass das ein wenig zu spät war um noch zu einer schnellen und nachwirkenden Änderung beizutragen. Zudem schleicht sich bei solchen Problemen wie den Ihren auch immer eine Ohnmacht ein, die lähmt, handlungsunfähig macht und gegen die man nicht gewinnen kann. Problematisch waren auch Helens Lügen, die sie Anna erzählte und die diese durchschaute, da sich Helen beim Lügen wirklich dumm anstellte. Sie verrät mehr, als sie geheim hält. Und irgendwie tat sie mir dabei leid, denn sie hat einen wirklich großen Fehler gemacht, den man leicht hätte beheben können, wenn sie nur den Arsch in der Hose gehabt hätte zu diesem zu stehen.

Neben Anna und Helen hat auch Mila ihren Auftritt, die ich noch aus ›Gute Nacht, liebe Angst‹ kenne. Darin war sie allerdings in einer völlig anderen Position, als in diesem Buch, in dem ich sie in an ihrem Arbeitsplatz erleben durfte, an welchem sie auf Emma trifft, die ihr gleich gefiel. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich ganz langsam etwas und sie tasten sich vorsichtig aneinander heran, auch wenn Mila sich in Emmas

Leben auf eine andere Art sofort einnistet und damit alles andere als langsam und vorsichtig vorging.

Zudem bekam ich auch einen Einblick in Milas Vergangenheit, die weder rosig noch schön, sondern vielmehr erschreckend und düster war. Sie hat sie zu dem Menschen werden lassen, der sie jetzt ist und sie trägt immer noch schwer daran, da sie sie nicht abschließen kann und sie immer noch sehr viel Raum in ihrer Gegenwart einnimmt. Gerade weil in dieser ungeheuerliche Dinge geschehen sind, die zwar gerächt wurden, aber die trotzdem für immer ihre Schatten auf die Gegenwart und die Zukunft legen. Und ich habe Milas Stärke geliebt. Sie ist kein Opfer, sondern eine Kämpferin und sie hat sich nicht unterkriegen lassen. Trotz all der Gräuel aus ihrer Vergangenheit hat sie einen Weg gefunden ihr Leben zu leben und dabei nicht eine Schneise der Verwüstung zu hinterlassen. Manche Menschen gelingt das nicht.

Emma, Mila, Helen und Anna sind alle auf verschiedene Arten miteinander verbunden und doch wissen nicht alle auf welchen Wegen ihre Schicksale zusammengehören. In der ganzen Geschichte der vier Frauen herrschen Verrat, Betrug und Lügen, garniert mit Erpressung, Angst und Liebe. Eine wirklich fiese Mischung, aus der nicht alle unversehrt herausfinden können. Julia hat „ihre“ Frauen wunderbar bunt und lebendig werden lassen. Sie könnten einem jederzeit irgendwo begegnen und ich habe sie allein schon deshalb gemocht, weil sie nicht langweilig perfekt sind, sondern alle ihre Probleme haben. Zudem ist Julias Schreibstil flüssig und spannend zu lesen. Er trug mich durch die Geschichte und ich wollte mich absolut nicht von dem Buch trennen.

Erscheinungsdatum: 3. Januar 2020 im Main Verlag
Seitenzahl Taschenbuch: 160 Seiten