Kristallschnee

von Svea Lundberg

Klappentext:
Bei einem nächtlichen Polizeieinsatz trifft Streifenpolizist Jannis auf den Jugendamtsmitarbeiter Felix. Zwischen den beiden Männern funkt es heftig, doch Felix ist zunächst nicht bereit, sich auf eine Beziehung einzulassen. Außerdem lässt Jannis der Fall der kleinen Amelia keine Ruhe, die er vor ihrem gewalttätigen Vater schützen musste. Während Felix versucht, das kleine Mädchen in einer Pflegefamilie unterzubringen, geraten beide Männer in einen Drogensumpf ungeahnten Ausmaßes. Und plötzlich ist ihre wackelige Beziehung für Felix überlebenswichtig …

Bild: © Buchsüchtig
Coverbild: © deadsoft Verlag

Meine Meinung:
Als das Schicksal Jannis und Felix zusammenführte, traf es beide ziemlich heftig. Ich mochte es, dass sie keinen wochenlangen Eiertanz aufführten, sondern sich schnell einig wurden. Zumindest was das Körperliche anbelangte… Der Rest, das Emotionale… Da taten sie sich bedeutend schwerer, und wussten beide anscheinend nicht, wie sie sich verhalten sollten. Am Liebsten hätte ich sie geschnappt und geschüttelt, bis sie gesehen hätten, was mir von Anfang an klar war.

Denn beide waren mir sehr sympathisch, da sie weder makellos noch überheblich wirkten, sondern menschlich und normal, mit Schwächen und Fehlern. Keine kleinen verschreckten Jungs, sondern Männer die sich durchaus bewusst sind, wer sie sind und was sie erwarten. Zumindest so weit sie es selbst überblicken konnten.

Und dass sie nicht alles sahen, zeigte sich allein schon darin, dass Jannis von Felix‘ nahezu berauschender Wirkung auf ihn selbst überrascht ist. Seine Reaktion war herrlich, wie er versuchte sich selbst gegenüber cool zu bleiben, und sich nicht eingestehen wollte was da wirklich lief, fand ich süß, wenn auch irgendwie traurig für ihn. Dabei waren beide ziemlich niedlich, wie sie versuchten vor sich selbst zu leugnen, dass schon längst mehr als nur Sex zwischen ihnen lief. Ein Abendessen hier, eine Raclette-Verabredung da. Nein. Keine Beziehung. Alles völlig unverbindlich. Und das sie mit ihren Gedanken ständig bei dem anderen waren, hatte auch überhaupt nichts zu bedeuten. Wirklich zum Brüllen, wie sie beide den rosa Elefanten einfach ignorierten, der mit einem riesigen Schild wild trompetend vor ihnen auf und ab lief. Es hätte soviel einfacher sein können. Aber dazu hätten sie beide nackt voreinander stehen müssen. Nicht nur körperlich nackt, sondern vor allem emotional.

Das erfordert Mut und ich konnte durchaus verstehen, warum dieser noch fehlte. Die ganze Situation war schon irgendwie witzig. Zumindest war es bis zu dem Punkt, an dem sich offenbarte warum Felix gezwungen war, sich zurück zu nehmen. Und warum sein Verhalten diese Wirkung auf Jannis hatte. Sie waren sich immer wieder so verdammt nah, nur um dann urplötzlich wieder ganze Galaxien zwischen sich zu bringen. So viel Unausgesprochenes lag zwischen ihnen, genauso wie so einiges, das sie sich selbst gegenüber noch nicht eingestanden hatten, dass ich sie am liebsten zusammen eingesperrt hätte, nur um sie erst dann wieder herauszulassen, wenn sie wirklich miteinander geredet hätten.

Ich mochte dieses Hin und Her. Ein Schritt vor und zwei zurück. Das mit dem Vertrauen ist immer eine schwierige Kiste. Wem man es entgegenbringt, dem gibt man damit unendlich viel Macht. Aber ohne Vertrauen kann sich eine Beziehung nicht entwickeln. Sie kann nicht wachsen und reifen. Das war mit einer der Gründe, warum ich ›Kristallschnee‹ wirklich sehr mag. Es ist vielschichtig und emotional ohne dabei kitschig und platt zu wirken. Ach Svea… Du und deine Bücher bereichern mein Leben doch sehr. Danke, dass du so toll schreibst. Bitte höre niemals damit auf.

Erscheinungsdatum: 18. Januar 2016 im deadsoft Verlag
Seitenzahl Taschenbuch: 268 Seiten