Daniel und Ismael – Schwule Liebesgeschichten

von J. Walther

Klappentext:
Daniel und Ismael – begegnen sich, als beide von Familienfeiern fliehen. Daniel findet auf den ersten Blick Gefallen an dem hübschen Ismael, doch die Familie des schüchternen Jungen gehört einer Sekte an, die mit Schwulsein so gar nichts im Sinn hat.

Diese Erzählung wird ergänzt von vier Kurzgeschichten, unter anderem:
The boys of summer – die begehrte Jen und Julian sind seit der Kindheit die engsten Freunde, bis zu dem Sommer, in dem sich beide in den selben Jungen verlieben.

Black-eyed – Ein Chorknabe verliebt sich in einen Goth, aber in ihrer kleinen Stadt ist das nicht gern gesehen.

Bild: © Buchsüchtig
Buchcover: © J. Walther

Meine Meinung:
„Daniel und Ismael“
Die Geschichte war locker und trotzdem etwas melancholisch. So wie man Bücher von Jana kennt. Für mich sind sie immer wie ein warmer Sommerregen und farbenfrohe Blumen, die etwas unter sich vergraben halten.
Ismael tat mir unendlich leid, wie er versuchte aus seinem „Käfig“ auszubrechen und sich dabei trotzdem nicht richtig traute… Aber Daniel war toll, wie er immer wieder nach Lösungen suchte und nicht gewillt war aufzugeben. Für mich war es eine Wohlfühlgeschichte, so wie es bisher alle von Jana für mich waren. Sie entführt mich mit ihren Worten in eine Welt, in der scheinbar alles gut ist, auch wenn es dort genau die gleichen Probleme gibt wie hier. Allerdings habe ich bei ihren Geschichten immer den Eindruck, dass die Hoffnung unzerstörbar ist. Selbst wenn die Erde explodieren würde, gäbe irgendwo einen Garten mit Obstbäumen an denen eine Hängematte hängt und Janas Jungs zueinanderfinden. In ihren Worten schwingt immer eine Leichtigkeit mit, wie ich sie nicht bei keinem anderen Autoren und keiner anderen Autorin gefunden habe. Ich kann nicht genau beschreiben, was mich immer wieder zu ihren Büchern zieht. Scheinbar geht von ihnen ein ganz besonderer Zauber aus, für den ich wirklich sehr empfänglich bin.

„Der Junge“
Eine kleine Geschichte darüber, dass nicht alles was in der Phantasie Sinn macht und möglich ist, in die Wirklichkeit übertragen werden kann oder sollte. Manches ist in den eigenen Gedanken besser aufgehoben und muss weder ausgesprochen noch in die Tat umgesetzt werden. Meist werden die Erwartungen sowieso nicht erfüllt und oft scheint es besser zu sein, wenn Phantasien auch solche bleiben. Kurz, atmosphärisch und in typischer Jana-Manier.

„Black-eyed“
Am Anfang der Geschichte gibt es einen Textauszug aus einem gleichnamigen Song und ich habe Brian Molko quasi singen gehört, was mich sofort für die Geschichte einnahm. Viel mehr jedoch mochte ich Ryan und den namenlosen Erzähler, der mit Ryans Hilfe ein klein wenig aus seinem Schneckenhaus herausfand und neue Erfahrungen machte.

Hier wurde wieder einmal gezeigt, dass unsere Gesellschaft noch viel lernen darf und sich dringend weiterentwickeln muss, weil sonst wunderbare Dinge bevor sie wachsen können, schon im Keim erstickt werden.
Auch zeigte sich hier, dass sich Gegensätze gerne anziehen und dass man Äußerlichkeiten nicht so viel Bedeutung beimessen sollte. Die Menschen müssen noch so viel lernen…

„The Boys of Summer“
Jen und Julian teilen eine besondere Art der Freundschaft, die zu zerbrechen droht als Rob in ihr Leben tritt und alle bis dahin gültigen Regeln und Absprachen sich in Luft auflösen. Verletzte Gefühle und vielleicht auch ein wenig Selbstüberschätzung spielen plötzlich eine große Rolle und werfen alles über Bord, das bis dahin das Zusammenspiel von Jen und Julian regelte und dafür sorgte, dass es funktionierte. An ihre Stelle treten Zweifel und Ungewissheit nicht nur die Gegenwart, sondern vor allem die Zukunft betreffend, denn plötzlich liegt diese mehr als ungewiss vor ihnen und bietet mehr Möglichkeiten für Jen, Julian und Rob als diese sich vorstellen können. Und vielleicht auch mehr Optionen, als sie wollen…

„Eine Wohnung in der Stadt“
Diese Geschichte schließt sich an „The Boys of Summer“ an. Aber der Sommer lässt sich nicht wiederbeleben. Was vergangen ist, ist vergangen und nur noch in Gedanken und Erinnerungen wach. Aber es schwingt sehr viel Zukunftsmusik in den Worten mit, eine Ahnung von Dingen, die vielleicht passieren können. Leicht, melancholisch und ganz wundervoll.

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass es in meinen Augen immer eine Kunst ist, gute Kurzgeschichten zu schreiben. Der/die Schreibende muss mit wenigen Worten die Figuren der Geschichte lebendig werden lassen und ihnen ein Gesicht geben. Auf mehreren hundert Seiten ist das einfacher, denke ich. Jana beherrscht diese Kunst auf eine ganz zauberhafte Weise.

Erscheinungsdatum: 24. Juni 2016
Seitenzahl Taschenbuch: 90