Das Rauschen der Stille – The Roosevelt 1

von Heidi Cullinan

Klappentext:
Jeremey Samson hat seinen Schulabschluss in der Tasche und will jetzt nur noch eins: sich unter seiner Bettdecke verstecken, schlafen und nie wieder aufstehen. Und dann taucht plötzlich Emmet Washington in seinem Leben auf. Emmet ist hochintelligent, grundehrlich, sieht gut aus, hat Interesse an Jeremey – und ist Autist. Als sie sich näherkommen, droht Jeremey die Situation über den Kopf zu wachsen, denn Emmet scheut sich nicht, Probleme beim Namen zu nennen – und davon hat Jeremey mehr als genug. Seine Gefühle für Emmet gehen so tief wie nie etwas zuvor, doch kann Jeremey ihnen vertrauen?

Bild: © Buchsüchtig
Buchcover: © Cursed Verlag | Heidi Cullinan

Meine Meinung:
Das Buch fängt mit Emmets Gedanken über Jeremey an und sicherte ihm sofort meine Sympathie, die er sich allerdings recht schnell mit Jeremey teilen musste. Für mich sind sie zwei Seelen die nicht für diese Welt, aber eindeutig füreinander geschaffen sind, denn beide haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, die nicht einfach oder vielmehr gar nicht zu lösen sind. Das zeigte sich auch in ihrem ersten Gespräch miteinander, in dem Emmet Jeremey über seine Besonderheit auf eine wundervoll nüchterne und klare Art aufklärte. Das war dann auch der Moment, in dem ich mir sicher war, dass ich Emmet mag und ihn verstehe.
Noch mehr mochte ich ihn dann, als seine Besonderheit in einigen Textnachrichten, die er mit Jeremey austauschte, zutage trat. Es sind so viele verschiedene Dinge zu bedenken, wenn die Beiden sich treffen wollen, und für all diese Dinge findet Emmet eine Lösung. Auf mich wirkte er sehr empathisch und umsichtig. Ihr erstes „Date“ war der Knaller! Sie gehen sehr aufmerksam miteinander um und sind darauf bedacht, dem Anderen keine Schwierigkeiten zu bereiten. Ich hätte sie knutschen können!! Warum können nicht alle Menschen so sein?
Zumal Emmet Jeremey immer wieder mit wundervollen Gesten zeigte, wie sehr er um Jeremeys Wohlergehen besorgt ist. Beispielsweise geht er auf dem Bürgersteig auf der Seite der Straße, damit Jeremey auf der Häuserseite gehen kann, auf der er sich wohler fühlt. Ich liebe solche kleinen Gesten, mit denen man mehr aussagt, als mit Worten.

Was ich allerdings hasse, sind unempathische Menschen wie Jeremeys Mutter, die ihren Sohn in Situationen bringt, die er unmöglich bewältigen kann. Wider besseren Wissens handelt sie und findet das auch noch in Ordnung so. Ich hätte sie erwürgen können… Zumal sie mit ihrem Verhalten nicht nur Jeremey verletzte und durcheinander brachte, sondern auch Emmet und somit die Beziehung der Beiden unendlich belastete, die ohnehin schon nicht so einfach ist. Würde man die Beiden einfach in Ruhe lassen, würden sie einen Weg für sich finden. Aber es gibt immer wieder Menschen die sich einbilden, besser zu wissen was andere brauchen, als diese selbst und die damit mehr kaputt machen, als sie sich vorstellen können.

Aber trotz allem war das Zusammenspiel von Emmet und Jeremey wunderbar und auf eine zauberhafte, beinahe unschuldige Art romantisch. Für mich bedeutet Romantik weder Blumen noch Liebesschwüre, sondern eher Aufmerksamkeit in jeglicher Form. Dass man für den anderen da ist, egal was dieser gerade braucht.

Dass man sich sorgt, bemüht und um einander kümmert. Genau so, wie Jeremey und Emmet es taten. Für sie sind alltägliche Dinge mit Hindernissen behaftet und sie erfordern von beiden Kreativität und Kompromissbereitschaft. Meiner Meinung nach haben die Beiden das in jeder Form wunderbar gemeistert und so dafür gesorgt, dass sie ihr Leben leben konnten, selbst wenn es stellenweise etwas holperig war.

Ich mag diese überperfekten, langweiligen Kerle nicht. Weder in Büchern, noch im realen Leben. Emmet und Jeremey sind weder das Eine noch das Andere. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Auf ihre Art sind sie durchaus perfekt und harmonieren miteinander, auch wenn das Leben an sich für sie komplizierter ist, als für andere Menschen. Ich habe es geliebt wie sie Wege suchten, um es mit den Herausforderungen des Alltags aufnehmen zu können. Und vor allem habe ich ihren starken Willen nach Normalität und ihre Kreativität, ihren Durchsetzungswillen und ihre Lernbereitschaft geliebt. Sie geben einfach nicht auf und finden scheinbar immer einen Weg, um ein gemeinsames Leben zu ermöglichen. Ihre Ziele sind klar definiert und sie kämpfen darum diese auch zu erreichen. Manchmal müssen Menschen umdenken, über den Tellerrand hinaussehen und ihren Blickwinkel ändern. Und manchmal muss man einfach nur hartnäckig sein und mit Leidenschaft auf ein Ziel hinarbeiten um zu bekommen, war scheinbar unmöglich ist.

Ich mochte das Buch sehr und freue mich auf den zweiten Band, denn ich will Jeremey und Emmet noch nicht verlassen. Auf eine angenehme Weise habe ich mich ihnen sehr nahe gefühlt, konnte sie verstehen und mit ihnen mitfühlen. Vermutlich habe ich deshalb die Menschen die ihnen Steine in den Weg legten gehasst, denn die Lösung ist so einfach…

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für alle, die eine Liebesgeschichte suchen in der es nicht um Perfektion geht, in der nicht der muskelbepackte, superpotente Traumtyp sein Glück findet und alles eitel Sonnenschein ist. Hier prallen Welten aufeinander, die auf den ersten Blick grundverschieden sind, sich aber auf den zweiten so sehr ähneln, wie es nur irgend geht. Lasst Euch Jeremey und Emmet nicht entgehen. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Band, in dem die Zukunft „flüstert“.

Erscheinungsdatum: 17. Mai 2018
Seitenzahl Taschenbuch: 297