Daniel und Ismael – Zusammengehören

von J. Walther

Klappentext:
Nachdem Daniel und Ismael trotz aller Widerstände zusammengekommen sind, führen sie drei Jahre eine heimliche Beziehung, versteckt vor der Glaubensgemeinschaft von Ismaels Familie. Als Ismaels Mutter sie entdeckt, zermürbt sie ihren Sohn mit Vorwürfen, bis dieser die Beziehung beendet. Ismael gibt dem Druck nach, heiratet und bekommt einen Sohn, Daniel lässt sich von einem anderen Mann trösten. Bis ein schwerer Unfall die Weichen noch einmal anders stellt.

Bild: © Buchsüchtig
Cover: © J. Walther

Meine Meinung:
Es war seltsam zu lesen, wie Daniel und Ismael sich ohne einander ein Leben aufgebaut hatten und dieses unabhängig von einander führten. Der eine kurz vor der Hochzeit mit einer Frau, der andere beschäftigt mit seinem Studium. Dabei hatte ich mir nach dem ersten Band so sehr eine gemeinsame Zukunft für die beiden gewünscht… Und in meinen Augen hätte alles so einfach sein können. Aber ich konnte verstehen, warum Ismael nicht freudestrahlend mit Daniel durchgebrannt ist. Wir sind immer mehr als die Summe unserer Teile. Und bei Ismael spielen seine Familie, seine Erziehung und sein Glaube eine so große Rolle, dass er nicht in der Lage ist einfach auszubrechen und seinem Glück zu folgen. Für Daniel muss es unendlich schmerzhaft gewesen sein zu sehen, dass er Ismail nicht einfach haben kann. Dass Liebe eben nicht alles ist und nicht alles überwindet… Aber da gab es noch den Ring, der Ismail an Daniel erinnern sollte und daran was sie hatten, was jetzt ist und was sein könnte. Mit etwas Mut… Es war eine schöne Geste, die ich romantisch fand ohne dass sie kitschig wirkte.

Die Zweisamkeit war romantisch, auch wenn sie ein abruptes Ende fand und verurteilt wurde. Ich hätte brüllen können!! Ein „schöner“ Glaube, der Liebe in den Dreck zieht, nur weil nicht der/die „Richtige“ geliebt wird. Als ob es darauf ankommt und nicht viel eher darauf, dass man überhaupt lieben kann… Warum sollte eine Liebe mehr wert sein, als eine andere? Es ist doch gleichgültig, solange alles glücklich sind und es das ist, was sie brauchen um glücklich und zufrieden zu sein. Ich schweife schon wieder ab…

Ismael schien viel nachgedacht zu haben nach dem schweren Verlust, den er erlitten hatte und ich hätte an Daniels Stelle genauso reagiert. Man kann nicht einfach einen Schalter umlegen und alles ist wieder gut, wieder so wie früher und der Himmel voller Geigen. Schmerzliche Erfahrungen, Trauer und Zurückweisung müssen erstmal verarbeitet werden. Und auch wenn sich Meinungen ändern, Prioritäten verschieben und Dinge klarer und wichtiger werden, muss man nichts überstürzen. Man darf sich dann Zeit lassen zum Nachdenken, selbst wenn man sofort bekommen könnte, was man immer wollte, heißt das nicht, dass es in genau diesem Moment das Richtige ist. Ich danke Jana, dass sie die Geschichte zwischen Daniel und Ismael an diesem Punkt nicht in den Kitsch getrieben hat, sondern realistisch und klar blieb. Und somit Ismail und Daniel lebendig hielt und sie nicht verriet.

Dass die Geschichte der beiden ihre Zeit bekam die sie brauchte um sich zu entwickeln merkte ich vor allem daran, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Daniel und Ismael haben Probleme wie alle anderen Menschen auch. Kein künstlich erzeugtes Drama, keine kitschige Versöhnung. Einfach nur zwei Männer die sich lieben und gemeinsam versuchen aus zwei Leben eines werden zu lassen. Die versuchen zusammenzuwachsen und eine Familie zu bilden, ohne sich dabei zu verlieren oder ihre Wünsche und Träume zu verraten. Es ist nicht immer alles nur schwarz oder weiß. Es gibt unendlich viele Grautöne, dir noch mehr Möglichkeiten bereithalten. Man muss nur zugreifen und zulassen, dass etwas geschieht. Und man muss sich Zeit geben um alles an die richtige Stelle zu rücken. Während man auch manchmal darauf warten muss, dass einige Dinge ihren Platz selbst einnehmen. Nicht alles lässt sich verschieben. Manches muss einfach wachsen und reifen. Und so kann sich dann zusammenfügen, was schon immer zusammengehörte um ein kleines Wunder zu bilden. Ich liebe die Geschichte sehr. Sie ist unaufgeregt, still, leidenschaftlich ohne zu überrollen, zart. Für mich ein absolutes Wohlfühlbuch, bei dem ich mir mindestens tausend Seiten mehr gewünscht hätte. Ich wollte mich nicht von Daniel und Ismail trennen, sie nicht verlassen. Es ist ein absolutes „Jana-Buch“ mit seinen zarten Momenten, der Liebe, die natürlich und rein ist. Denn in diesem Buch steht soviel Unausgesprochenes, das man nur erfährt wenn man sich auf die Geschichte einlässt, wie es Ungesagtes zwischen Daniel und Ismail gibt. Ein ganz wundervolles Buch, dass ich sehr gerne gelesen habe und bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen konnte, als ich einmal begonnen hatte. Jana schreibt mit wenigen Worten so mitreissend, schafft mit schnörkellosen Sätzen eine so unglaublich ergreifende Athmosphäre, dass ich jedes Mal auf’s Neue wieder verzaubert bin. Von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die Poesie zu schätzen wissen und sich von zarten Tönen mitreissen lassen können, die nicht den Holzhammer brauchen und zwischen den Zeilen zu lesen verstehen.

Erscheinungsdatum: 19. März 2020
Seitenzahl Taschenbuch: 75