Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte

von TJ Klune

Klappentext:
Linus Baker ist ein vorbildlicher Beamter. Seit Jahrzehnten arbeitet er in der Sonderabteilung des Jugendamtes, die für das Wohlergehen magisch begabter Kinder und Jugendlicher zuständig ist. Nie war er auch nur einen Tag krank, und das Regelwerk der Behörde ist seine Gute-Nacht-Lektüre. Linus‘ eintöniges Dasein ändert sich schlagartig, als er auf eine geheime Mission geschickt wird. Er soll das Waisenhaus eines gewissen Mr. Parnassus‘, das sich auf einer abgelegenen Insel befindet, genauer unter die Lupe nehmen. Kaum dort angekommen, stellt Linus fest, dass Mr. Parnassus‘ Schützlinge eher etwas speziell sind – einer von ihnen ist möglicherweise sogar der Sohn des Teufels! In diesem Heim kommt Linus mit seinem Regelwerk und seiner Vorliebe für Vorschriften nicht weit, das merkt er schnell. Eher widerwillig lässt er sich auf dieses magische Abenteuer ein, das ihn auf der Insel erwartet, und erfährt dabei die größte Überraschung seines Lebens …

Bild: © Buchsüchtig
Cover: © Heyne Verlag | TJ Klune

Meine Meinung:
Mit Linus war das so eine Sache, denn irgendwie mochte ich ihn auf Anhieb obwohl er nichts tat, was meine Sympathie für ihn erklären konnte. Eigentlich ist er sogar im höchsten Maße langweilig, aber irgendwie ist da doch etwas, dass ich nicht wirklich beschreiben kann. Was mir aber im Laufe des Buches bestätigte, dass ich richtig damit lag ihn zu mögen. Etwas, das mir auch sofort an dem Buch gefiel, war der Stil von T. J. Klune, der bildhaft und flüssig die Geschichte lebendig werden ließ. Ich wurde allein durch diesen Stil sofort in die Geschichte hineingezogen und habe mich sehr wohl in der Welt um Linus gefühlt und wollte immer mehr wissen. Die Geschichte war wie eine warme Umarmung, wie der Freund den wir uns immer gewünscht haben und wie das fehlende Puzzleteil, nach welchem man immer sucht um komplett und vollständig zu sein. Man kann fast sagen, dass ich habe mich in ein Buch verliebt habe. In die vielen kleinen Einzelheiten, in seine Charaktere und ihre Besonderheiten und Wunder.

Ich mochte alle sofort, aber am meisten liebte ich Arthur mit seiner besonnen, toleranten und liebevoll aufopfernden Art, die sofort beim ersten Aufeinandertreffen mit Linus zutage trat. Und noch deutlicher wurde, sobald er mit den Kindern zusammen war, von denen jedes auf seine Art einfach bezaubernd und einzigartig ist. Auch trat sein Charakter hervor, sobald er sich mit Linus unterhielt und diesem das eine oder andere Mal den Spiegel vor das Gesicht hielt und ihn damit regelmäßig überrumpelte. Denn absolut nichts war so, wie Linus es erwartet hatte und er wurde immer wieder überrascht. Genauso wie ich. Vor allem die Kinder waren es, die nicht nur Linus sondern auch mir immer wieder andere Seiten von sich zeigten. Man glaubt sie langsam zu kennen, und schon im nächsten Moment wird man eines Besseren belehrt. Viel zu schnell zieht man Schlüsse aus einem bestimmten Verhalten oder einem gewissen Äußeren. Die Dinge liegen meist nicht so, wie sie erscheinen und unter der Oberfläche verbirgt sich oftmals viel mehr, als man erahnen kann. Auch kann man Menschen nur dann vollständig respektieren und lieben, wenn man sich auf sie einlässt und ihre Besonderheiten und Bedürfnisse respektiert und achtet. Aber das nur am Rande…

Zum einen wäre da Lucy, den ich abgöttisch geliebt habe, denn jedesmal wenn er den Mund aufmachte habe ich mich gekringelt vor Lachen. Sein Humor ist herrlich morbide und passt somit perfekt zu ihm.

Für mich war er ein Charakter, den man einfach lieben muss. Zumal er innerhalb der Geschichte eine ganz wunderbare Wandlung vollzog und mir mit jeder Seite immer mehr ans Herz wuchs.
Ich wollte ihn nicht gehenlassen, denn er ist unendlich spannend, witzig, vielschichtig, sensibel, herrlich fies und einfach ganz wunderbar. Und auch ein Beispiel dafür, dass sie Herkunft nichts über einen Menschen aussagt. Jede*r ist so viel mehr, als die Summe seiner/ihrer Teile.

Das trat auch in der Botschaft dieses Buches immer wieder in den Vordergrund, ohne dass man mit dem Holzhammer erschlagen wurde, was ich wahnsinnig geliebt habe. Mir schien es, als wenn die gesamte Geschichte geschrieben wurde um Homophobie, Fremdenhass und generell Intoleranz und Vorurteile in jeglicher Form anzuprangern. Für mein Empfinden wurde all das subtil und unaufgeregt in die Geschichte eingewoben und zu einem dichten Netz verstrickt, welches die/ den Lesende*n auffängt und auf sie/ihn achtet. Ich wünschte mir, dass es mehr solcher Bücher gibt und sie nicht nur von Menschen gelesen werden, die sowieso im queeren Genre lesen. Denn gerade Toleranz, Akteptanz, Liebe, Freundschaft und ein friedliches Miteinander gehen uns alle etwas an, denke ich. Was könnte die Scheiß-Welt für ein geiler Ort sein, wenn… Na ja… Ihr wisst schon…

Es war faszinierend zu sehen, wie alle Charaktere aneinander wuchsen, sich gegenseitig teilweise sogar unbewusst halfen und unterstützten. Vor allem bei Linus war es deutlich, denn er war jedes Mal wieder überrascht wenn Arthur ihm erzählte, wie seine Hilfe wirkte und welche positiven Veränderungen durch diese eintraten. Er ist so viel mehr, als er glaubt zu sein und seine Entwicklung innerhalb der Geschichte war interessant und spannend. Durch Erfahrungen und Selbsterkenntnis wandelte er sich von einer Person, die an sich nicht wirklich sympathisch ist zu einem Menschen, den man gerne als Freund bezeichnen würde.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch. Es ist wundervoll, traurig, voller Hoffnung, Liebe und Wärme. Wichtige Dinge wurden von TJ Klune in der Geschichte verpackt, die uns alle etwas angehen. Auf amazon habe ich gesehen, dass es noch mehr Bücher von ihm gibt und ich hoffe, dass auch diese übersetzt werden, da ich sehr gerne noch mehr von diesem Autor lesen würde.

Erscheinungsdatum: 13. April 2021
Seitenzahl Taschenbuch: 481