Die Wellen brechen

von Jutta Swietlinski

Klappentext:
Die siebzehnjährige Außenseiterin Melanie verarbeitet in eigenen Geschichten, was sie bewegt.

Eines Tages bekommt sie eine neue Mitschülerin: die verschlossene Juna, die gerade mit ihrer Familie hergezogen ist und mit so viel Leidenschaft malt, wie Melanie schreibt.

Allmählich freunden sich die beiden jungen Frauen an und langsam verwandelt sich ihre Freundschaft in Liebe.

Doch dann entdeckt Melanie Junas finsteres Geheimnis …

Cover: © Jutta Swietlinski unter Verwendung eines Bildes von currens auf Pixabay
Bild: © Buchsüchtig

Meine Meinung:
Anfangs habe ich nicht so richtig in das Buch hineingefunden und stolperte etwas im Text. Auch konnte ich mit Melanie nicht viel anfangen, Juna dagegen war mir sympathisch mit ihrer verschlossenen Art. Sie konnte ich am besten verstehen, auch wenn ihr Verhalten zu Anfang mehr Fragen aufwarf als beantwortete. Melanie schien das ähnlich zu sehen wie ich. Und trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieser Gegensätzlichkeit, entwickelte sich zwischen den beiden langsam und zaghaft eine Freundschaft, bei der ich allerdings den Eindruck hatte, dass Melanie von Juna etwas auf Abstand gehalten wurde, obwohl diese sie sehr gerne in ihrem Leben hatte. So etwas tut man meiner Meinung nach nur dann, wenn man den anderen Menschen vor etwas beschützen will…

Zu meinem Verdacht passte auch die Entdeckung die Melanie bei Juna macht und bei der ich nur denken konnte, dass Junas Versuch zum Scheitern verurteilt war. Sie hatte die falsche Richtung gewählt und zu wenige Aktionen durchgeführt. Mir drängte sich dadurch die Vermutung auf, dass sie es nicht ernst meinte und ihr vermutliches Ziel eindeutig lieber nicht erreichen wollte. Ihr Ziel bei Melanie wollte sie allerdings eindeutig erreichen und so brachte ihre vorsichtige, zurückhaltende Art sie schließlich auch dorthin. Zaghaft, sanft und sehr zart. Ich habe mich sehr für die beiden Frauen gefreut und wusste doch, dass damit nicht alles gut wird sondern es vielmehr der Anfang eines langen Weges sein wird. Meine Vermutung war, dass Melanie versuchen würde Juna aus ihrem inneren Gefängnis zu holen und ich befürchtete, dass auch in diesem Buch die Liebe wieder als Allheilmittel fungieren muss…

Die Liebe zwischen Juna und Melanie entwickelte sich und leider waren mir die Sexszenen, die diese vermutlich verdeutlichen sollten, dann doch zu häufig. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch einige Kapitel und haben mich irgendwann einfach nur noch genervt. Meiner Meinung nach hätte es diese Szenen nicht in dieser Häufigkeit gebraucht und gerade ab dem Moment, in dem das Verhalten Junas erklärt wird und meinen Verdacht für dieses bestätigt wurde, wäre das Buch sicher aufgrund der Thematik ohne sie ausgekommen.

Obwohl noch der Auslöser des ganzen fehlte, den ich mir aber schon zusammenreimen konnte. Allerdings fehlte für meinen eigentlichen Verdacht die krasse Gegensätzlichkeit in Junas Verhalten, die bei solch einer Besonderheit hervorstechend ist und so begrub ich meine Vermutung wieder, obwohl sie wie die Faust auf’s Auge passte. Hinter den saubersten und strahlendsten Fassaden lauert meist der größte und widerlichste Dreck. Scheiße mit Goldüberzug. Zumindest bin ich mir sicher, dass Junas Erlebnisse solche Dinge auslösen können.

Melanies Gedanken, nachdem eines von Junas Problemen erledigt ist, konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie betrauert etwas, was sie so nicht haben kann?? Echt jetzt??? Auf Kosten Junas wäre da etwas entstanden, was in dieser Form mit diesem Hintergrund absolut krank, verdreht, abscheulich und widerwärtig gewesen wäre und sie bedauert das zu einem Teil?? Wie scheiße selbstsüchtig kann ein Mensch eigentlich sein??? Das ist krank!!! Und ekelhaft wie nur sonstwas. Ich habe Melanie absolut nicht verstehen können und sie in diesem Moment wegen dieser Gedanken gehasst!! Man stellt niemals die eigenen Wünsche über das Wohl der geliebten Person. Niemals!!! Und schon gar nicht vor dem dort gegebenen Hintergrund… Und noch weniger mit den daraus resultierenden Konsequenzen…

Alles in allem war es für mich ein gut zu lesendes Buch, bei dem ich zwar einzelne Punkte aus unterschiedlichen Gründen nicht so berauschend fand, aber das ich trotzdem gerne gelesen habe, denn Juttas Schreibstil wurde für mich mit jeder Seite flüssiger und ich hatte nur anfangs etwas Probleme in die Geschichte abzutauchen. Ich gebe für dieses Buch gerne eine Leseempfehlung, auch wenn ich der Meinung bin, dass es nicht für jede*n das Richtige ist. Mir persönlich hat vor allem die etwas unerwartete Wendung gefallen und der Charakter Juna war mir sehr sympathisch. Jutta hat es geschafft, dass mir kein Charakter völlig fremd blieb und ich könnte mir alle bildlich gut vorstellen. Am besten macht Ihr euch selbst ein Bild. Ich vergebe dreieinhalb Sterne, die ich auf vier aufgerundet habe.

Erscheinungsdatum: 4. Mai 2022
Seitenzahl Taschenbuch: 357