Das Lied vom Untergang

von Filia V. Temporis

Klappentext:
Jedes Jahr.
Am vierzehnten Januar.
Ein Leben wird zerbrochen.
Jemand muss das Monster aufhalten.

Merut und David kämpfen darum, einen Mann zur Strecke zu bringen, der sie einst entführt, missbraucht und gefoltert hat, bis ihre Seelen zerbrochen sind. Sie wissen, was zu tun ist, um ihn aufzuhalten. Sie kennen den Preis, den es dafür zu zahlen gilt.

Gay-Thriller mit expliziten Szenen.

Cover: © Sandra Gernt unter Verwendung eines Bildes von © princeoflove | fotolia.com
Bild: © Buchsüchtig

Meine Meinung:
Mit Niklas lernte ich jemanden kennen, bei dem ich absolut nicht verstehen konnte, warum er sich von seiner Vorgesetzten zu Tätigkeiten zwingen ließ, die weit außerhalb seines Aufgabengebietes lagen und die die normalen persönlichen Grenzen dermaßen überschritten, wie es an einem Arbeitsplatz niemals und unter keinen Umständen vorkommen darf. Auch empfand ich es als seltsam, dass Niklas zwar als moralisch normal dargestellt wurde, er sich aber trotzdem kaufen ließ. Für mich widersprach sich das absolut. Und ich war erstmal ziemlich ratlos, was damit bezweckt werden sollte und was für ein Mensch Niklas ist.

Bei Merut und David war das anders, denn mit ihnen lernte ich zwei Menschen kennen, die von ihrer Vergangenheit nicht eingeholt, sondern gefangen gehalten wurden. Auch wenn anfangs nicht erklärt wutde was vorgefallen ist. Aus ihren Handlungen ließ sich durchaus sofort ableiten, was ihnen angetan wurde und ich habe mich gefragt ob es logisch ist, wie sie zu einander stehen und was sie miteinander teilen. In meinen Augen drehten sie sich im Kreis… Aber scheinbar gibt es so solche Dinge.

Leider wurde es für mich mit Niklas auch im weiteren Verlauf des Buches nicht besser und ich konnte weder seine Handlungen noch seine Gedanken nachvollziehen. Er wunderte sich über die gegensätzliche Behandlung die ihm widerfuhr und ich wunderte mich über seine Begriffsstutzigkeit. Für mich war es klar zu erkennen, was damit bezweckt werden sollte. Es wurde ihm sogar erklärt und er verstand es trotzdem nicht sofort. Er wehrte sich nicht einmal. Warum nur ließ er alles einfach zu, ohne zu kämpfen? Wie kann ein Mensch nur so wenig Überlebenswillen und Selbsterhaltungstrieb haben? Wo ist da die Selbstachtung? Ich wurde aus dem Typen einfach nicht schlau und er erschien mir auch nicht besonders intelligent. Eher wie ein weinerliches Häuflein Elend, das lieber auf den Ritter in strahlender Rüstung wartet, als selbst zu handeln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein normal denkender, erwachsener Mensch so handelt. Wäre das irgendwie mit einer geistigen Besonderheit erklärt worden, wäre es für mich eventuell in Ordnung gewesen. So aber machte sein Handeln für mich absolut keinen Sinn und ich habe ihn als sehr unreif wahrgenommen.

Sein Entführer dagegen kam mir wie eine weichgespülte und zurechtgestutzte Abart eines Serienkillers vor. Irgendetwas hemmte ihn und so wirklich erschreckend fand ich ihn nicht.

Irgendwie tat er mir sogar leid und größtenteils langweilte er mich. Was mich nicht langweilte,

sondern beim Lesen maximal störte, waren die Großbuchstaben, wenn SEINE Handlungen erörtert wurden und von IHM berichtet wurde. Mit Niklas hatte ich nach einiger Zeit immer mehr Probleme, da er an einem bestimmten Punkt gänzlich aufgab und sich in sein Schicksal fügte. So sehr fügte, dass ich mich gefragt habe, was der Auslöser war, denn diesen konnte ich nirgendwo entdecken. Zu einem späteren Zeitpunkt änderte sich das Verhalten seines Entführers und seine wahren Absichten zeigten sich, die er auch umgehend in die Tat umsetzte. Das war schon irgendwie fies, aber mein Mitleid mit Niklas hielt sich sehr in Grenzen, denn wer nicht einmal für sich kämpfen kann, oder es zumindest versucht, der muss mit den Konsequenzen leben, denke ich. Auch war mir Niklas zu diesem Zeitpunkt einfach schon zu sehr auf die Nerven gegangen, als dass ich Mitleid mit ihm hätte empfinden können. Zudem blieb er mir das gesamte Buch über fremd, blass und nichtssagend, wodurch ich einfach keine Verbindung zu ihm aufbauen konnte. Von einem Thriller erwarte ich anderes…

Merut und David mochte ich erst nach einiger Zeit etwas und und auch nur deshalb, weil sie auf der Jagd waren. Das machte sie mir ein wenig sympathisch, da sie nicht in ihren passiven Rollen versumpften. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde es schließlich auch mit Niklas ein wenig besser. Zumindest nervte er mich mit seiner kindischen Art nicht mehr so sehr wie am Anfang des Buches. Aber Sympathien entwickelte ich trotz allem nicht für ihn. Ich weiß nicht, was ich bei dem Buch erwartet habe und ich bin mir auch nicht sicher, was ich bekommen habe. Die Geschichte ist nicht schlecht, aber fesseln und begeistern konnte sie mich nicht. Die Idee hinter dem Ganzen hat mir gefallen, die Umsetzung mochte ich nur sehr sporadisch. Allerdings empfand ich das Ende des Buches als gelungen. Insgesamt habe ich es als sehr durchwachsen wahrgenommen und denke, dass sich jede*r ein eigenes Bild machen sollte. Für mich überwiegen die negativen Eindrücke denn obwohl das Buch mit jeder Seite dazugewann, blieb es doch sehr weit hinter meinen Erwartungen zurück. Mit einem Thriller hat es in meinen Augen nichts zu tun. Die Thematik wurde mit Samthandschuhen angegangen und für mein Empfinden sehr weichgespült umgesetzt. Auch war mir Niklas einfach zu langweilig und seine Handlungen zu unverständlich. Ich weiß immer noch nichts über ihn. Er blieb genauso nebulös wie sein Entführer, den ich zu keinem Zeitpunkt als bedrohlich oder gefährlich wahrgenommen habe.

Für mich war es nicht das richtige Buch, von daher gibt es keine Leseempfehlung von mir.

Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2020
Seitenzahl Taschenbuch: 296