von Bettina Barkhoven
Klappentext:
Marko und sein Freund Penny leben seit einem halben Jahr zusammen und sind rundum glücklich. Voller Zuversicht fasst Marko Pläne und zieht sich nicht mehr zurück. So sehr er das offene Leben genießt, da ist manchmal eine Traurigkeit tief in ihm, die ihn nicht zur Ruhe kommen lässt. Als ihn urplötzlich Erinnerungen an eine verdrängte Phase seines Lebens überkommen, beschließt er, nicht mehr vor seiner Vergangenheit davonzulaufen. Endlich will er sich Penny anvertrauen, doch der macht nun dicht. Nach vielen vergeblichen Versuchen, zu Marko durchzudringen, ist er enttäuscht und überfordert. Beide sind so verletzt, dass sie mit ihrem Verhalten die Beziehung in Gefahr bringen. Markos Glück ist eben doch fragil, solange er selbst nicht stabil ist. Er muss sein Schicksal aktiv in die Hand nehmen, wenn er wirklich frei sein will.
Cover: © Jörg Wilmshoever, Bettina Barkhoven
Hintergrund: © covervault.com
Meine Meinung:
Nach dem ersten Band hatte ich Penny und Marko doch sehr vermisst und als ich dieses Buch anfing war es sofort, als wenn ich sie nie verlassen hätte. Bei Penny und Marko ist in der Zwischenzeit einiges passiert und leider nicht nur positives. Marko wird mit Homophobie konfrontiert, die ihn bei weitem mehr schockte als mich. Und auch wenn sie ungerecht, dumm und weit ab von jeder Art der Logik daherkommt, so habe ich doch von der Seite von der sie kam, nichts anderes erwartet. Dummheit findet sich gerne an den Stellen, an denen das logische Denken durch etwas anderes ersetzt wird… Aber wenigstens lief es zwischen Penny und Marko sehr gut. Sie wachsen immer mehr zusammen und bauen sich eine gemeinsame Zukunft auf bei der ich hoffte, dass sie nur das Beste für sie bereithielt.
Leider schleppt Marko noch schwer an den Lasten aus seiner Vergangenheit und kann sich noch immer nicht selbst lieben. Allerdings gebe ich die Hoffnung nicht auf. Mit Penny an seiner Seite, der ihn so nimmt wie er ist, kann an sich nicht viel schiefgehen. Dafür erfuhr ich beim Lesen, was in seiner Vergangenheit so alles schief lief. Er schien so wenig Selbstbewusstsein zu haben, dass die Drogen ein leichtes Spiel mit ihm hatten und ich konnte Nathalie nicht einmal einen Vorwurf machen, da Marko selbstständig entschied und auch allein handelte. Genauso, wie er auch allein entschied, sich selbst zu verleugnen und zu versuchen entgegen seiner Natur zu handeln. Das ist so furchtbar, unnütz und blödsinnig, dass ich mir nicht sicher war, was ich darüber denken sollte. Klar konnte ich Marko irgendwo verstehen, aber auf der anderen Seite auch wieder nicht, denn er verbaut sich sein gesamtes Leben dadurch. Und nicht nur dadurch, sondern vor allem auch durch die Drogen, die Nathalie ihm regelrecht aufdrängelt. Ich habe es gehasst, dass Marko diese Scheiße als Allheilmittel angesehen hat und glaubte, damit alles unter Kontrolle zu bekommen. Als ob das schon jemals auf Dauer funktioniert hätte… Und Nathalie habe ich dafür gehasst, dass sie ihm diesen Dreck vertickt hat. Wie hohl können Menschen eigentlich sein? Eine wahre Freundin hätte ihm das nie angetan, sondern sich um ihn gekümmert, statt ihn mit diesem Deck zu versorgen. Ekelhaft. Und noch ekelhafter fand ich, dass Marko dadurch abhängig von ihr wurde und sie das auch noch zu genießen schien. Ich habe Penny in diesen Momenten so sehr vermisst… Er hätte gewusst, was zu tun ist und wie er Marko retten kann… Aber wollte Marko eigentlich gerettet werden? Irgendwie hatte ich nicht den Eindruck, denn er versteht sich selbst nicht, weiß weder wer er ist, noch was er will und dann noch dieser Selbsthass… Er tat mir unendlich leid, denn er wirkte verloren in seinem Leben. Und nur manchmal weiß er wen er will, wobei er sich selbst dabei im Weg steht. Maik ist in dieser Situation ganz sicher keine gute Wahl gewesen, aber vielleicht eine Erfahrung… Und so wie Marko in seinem eigenen Leben von einer Welle nach der anderen umgeworfen wird, wäre vielleicht sogar eine dumme Entscheidung besser, als diese Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen und zu ihnen zu stehen, mit der er leben muss.
Ich hatte den Eindruck, dass er ganz dringend Hilfe gebraucht hätte und zwar in mehr als einer Hinsicht. Auf jeden Fall hätte er einen wirklichen Freund gebraucht, der sich um ihn kümmert, wobei professionelle Hilfe, die ihn wieder auf den richtigen Weg gebracht hätte, natürlich noch besser gewesen wäre. In seiner Situation war Maik denkbar schlecht für ihn. Und auch die Liebe kann nicht alle retten und in diesem speziellen Fall ganz sicher niemanden. Ich konnte verstehen, dass Marko hilflos war und nicht so recht wusste, was er tun sollte, denn man kann nur jemanden retten, der auch gerettet werden will.
Bei Maik schwankte ich zwischen Wut und Mitleid. Wut auf seinen Zynismus, seine Unfähigkeit zu kämpfen und auf seine Schwäche, die ihn davon abhielt den Kampf überhaupt aufzunehmen. Und Mitleid mit ihm aufgrund seiner Situation, die zwar selbstverschuldet ist, aber die man hätte ändern können, wenn der Wille dafür vorhanden gewesen wäre. Aber Maik hatte diesen Willen nicht und stürzte damit nicht nur Marko ins Unglück, der weder sein Verhalten noch seine Einstellung nachvollziehen konnte.
Ich weiß gar nicht ob ich im ersten Drittel des Buches Markos Vergangenheit oder seine Gegenwart erschreckender fand. Vielleicht seine Vergangenheit, mit der es sich selbst blockiert und so die Chance auf eine lebenswerte Gegenwart verbaut. So wie ich Marko im ersten Buch in eine große, flauschige Decke hüllen wollte, so wollte ich ihn in diesem Buch schütteln für das war er sich selbst und Penny antat. Seine Probleme schienen alle in der Vergangenheit zu liegen und die Gegenwart sehr negativ zu beeinflussen. Und Maik war in all dem die Schlüsselfigur, denn mit ihm begannen alle Probleme. Marko hatte damals scheinbar überhaupt keine Chance gegen ihn und ihre Beziehung zueinander bewegte sich rasend schnell in einer Abwärtsspirale auf eine Katastrophe zu. Maik brach mir das Herz. In manchen Momenten kann er unendlich selbstlos sein und seine Liebe zu Marko über alles stellen und in anderen Momenten ist er das genaue Gegenteil und lässt Marko mit all seinem Leid, seinen Zweifeln und seiner Angst allein. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es dir beiden zerrissen haben muss zu wissen, dass ihre Liebe einer Übermacht gegenübersteht, die sie kaum bezwingen kann.
Ich empfehle die beiden Bände des ›Fuckepott‹ sehr gerne weiter. Es sind keine flauschig weichen Bücher, mit lieblichen Charakteren. Vielmehr erlebt man menschlich handelnde und denkende Protagonist*innen, die Fehler machen, lieben, aufrichtig sind, lügen und einfach leben. Sie sind bunt und greifbar, ohne dabei in ekelerregende Klischees abzurutschen und ich habe vor allem Penny und Marko sehr geliebt. Ich bin froh, dass ich diesen beiden Bücher gelesen habe und werde ganz sicher noch weitere Bücher der Autorin lesen.
Erscheinungsdatum: 4. September 2022
Seitenzahl Taschenbuch: 360